Fox Mulder, Bernie Madoff und das Ponzi-Schema. Was hat das mit "I want to believe." zu tun?

Fox Mulder, Bernie Madoff und das Ponzi-Schema: Meinung 03

Jetzt wird es spannend. Wie bringe ich Fox Mulder von Akte X und Bernie Madoff beim Thema Geldanlage zusammen. Das klingt jetzt schon ziemlich seltsam.

So weit hergeholt ist es aber leider nicht. Wieso?

Fox Mulders Satz “I want to believe.” bzw. “Ich möchte glauben.” stand ja beispielhaft für Fox Mulders Einstellung zu unerklärbaren Phänomenen, dass auch gleich die Kinofassung der beliebten Serie danach benannt wurde.

Und genau darum geht es heute in diesem Kurzartikel: unerklärbare Phänomene im Zusammenhang mit der Geldanlage.

Bernie Madoffs und sein Ponzi-Schema

Ein solches unerklärbares Phänomen ist das Schneeballsystem oder Ponzi-Schema, das Bernie Madoff bekannt gemacht hat.

Ein Ponzi-Schema ist eine Art von Betrug, bei der Anleger dazu gebracht werden, ihr Geld auf eine bestimmte Art und Weise zu investieren. In Wahrheit wird das Geld aber nicht wirklich investiert, sondern lediglich genutzt, um die Auszahlungen zu finanzieren.

Das Ganze funktioniert solange, wie die Geldzuflüsse größer sind als die Abflüsse.

Mit dieser Masche gelang es Bernie Madoff als Broker, ca. 3 Millionen Kunden um einen Betrag von fast 65 Milliarden US-Dollar zu erleichtern.

Wie er zugab, veranlagte er bereit seit den frühen 1990er Jahren das Geld seiner Kunden gar nicht mehr.

Es ist aber gar nicht ausgeschlossen, dass der Betrug viel früher begann.

Heraus kam das Ganze erst, als während der Bankenkrise viele Anleger versuchten, Ihr Geld herauszuziehen.

Zu gut, um wahr zu sein

Wie konnte das nur so lange gutgehen, ohne dass es jemand mitbekam? Wie konnte so etwas passieren?

Bernie Madoff war nicht irgendwer, sondern saß eine Zeitlang im Vorstand des NASDAQ.

Er hatte also ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig bot er den Leuten das, was sie suchten: hohe Renditen bei niedrigem Risiko.

Hier kommt Fox Mulders Satz”I want to believe.” bzw. “Ich möchte glauben.” ins Spiel.

Wieso? Nun, wirkt etwas zu gut, um wahr zu sein, dann ist das sehr wahrscheinlich auch so.

Wenn Dir also jemand sagt, dass eine bestimmte Anlage eine hohe Rendite bringt und dabei kein oder kaum Risiko hat, dann stimmt da etwas nicht.

Bei der Geldanlage wirkt eine einfache Formel: Risiko = Rendite.

Okay. Das gilt nicht in allen Fällen. Es gibt natürlich auch Risiken, die keinen zusätzlichen Nutzen bringen.

Mal ein Beispiel: wenn ich statt 100 km/h mit 200 km/h auf der Autobahn fahre, steigt zwar mein Unfallrisiko, aber ich komme auch schneller voran.

Fahre ich aber mit 100 km / h auf der Gegenspur, steigt mein Risiko zwar auch stark an, aber ich komme deshalb nicht schneller voran.

Wenn ich also bewusst auf eine einzelne Aktie setze, dann ist die erwartbare Rendite so hoch wie die durchschnittliche Rendite aller Aktien.

Im Einzelfall sieht das natürlich anders aus und kann auch besser sein. Dafür gibt es aber keine Gewähr und darauf zu spekulieren ist lediglich Zockerei.

Was dann aber auf jeden Fall deutlich höher ist als bei einem Investment in die Gesamtheit aller Aktien, ist das Risiko. Schließlich ist bei einer Einzelaktie die Gefahr eines Totalausfalls ungleich höher als bei einem breit aufgestellten Index-ETF.

Allgemein kommt Rendite dennoch von Risiko: Aktien sind als Anlageklasse riskanter als Anleihen. Entsprechend ist auch ihre Rendite höher.

Trotzdem, eine hohe Rendite ohne oder mit nur sehr geringem Risiko, das gibt es nicht.

Ich möchte glauben. – I want to believe.

Wenn Dir jemand von einer Anlageklasse erzählt, die traumhafte Renditen ganz ohne Risiko abwirft, schaltet trotzdem bei vielen das Gehirn aus: I want to believe.

Ja, es klingt zu gut, um wahr zu sein und sehr wahrscheinlich ist es das auch, aber was, wenn es doch stimmt. Ich möchte glauben.

Es greift die Gier, die den Verstand außer Kraft setzt. Wider besseren Willen kommt es zur Fox Mulderschen Regung.

Deshalb war Bernie Madoffs erfolgreich und deshalb werden andere damit auch zukünftig erfolgreich sein. Manche unken ja, dass Kryptowährungen eigentlich auch nichts anderes sind, als ein großes Ponzi-Schema.

Postkarte anlässlich Komet Halley 1910; kein Ponzi-Schema wie bei Bernie Madoff, aber auch damals nutzten Betrüger die Gutgläubigkeit und Ängste der Menschen aus
Postkarte von 1910; die Kometenpanik wegen Komet Halley nutzten findige Betrüger aus, um sich zu bereichern.

Zum Teil ist das auch definitiv begründet, denn die Federal Trade Commission in den USA stellte kürzlich fest, dass seit Anfang 2021 mehr als 46.000 Personen mit Kryptowährungsbetrügereien über 1 Milliarde US-Dollar verloren hätten.

Völlig legal, aber für mich dennoch ein bisschen damit verwandt, ist auch eine Masche, die sich gelegentlich bei windigen Versicherungsvertrern findet.

Da werden Dir fondsgebundene Versicherungen damit angepriesen, dass Du so im Rahmen der Sicherheit einer Versicherung an den hohen Renditen der Aktienmärkte teilhaben kannst.

Nein, kannst Du nicht wirklich. Entweder wird die Rendite durch die hohen Kosten der Versicherung so geschmälert, dass sie gar nicht mehr so hoch ist oder Du trägst eben doch das entsprechende Risiko.

Rendite ohne Risiko gibt es nicht. Ich möchte glauben, dass es trotzdem möglich ist, glaub mir, aber ich kann es einfach nicht.

Natürlich lässt sich ein bisschen was durch Portfoliostrategien herausholen und so auch das Rendite-Risiko-Profil optimieren, aber risikofreie Rendite findet sich dadurch auch nicht.

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Kommentare

5 Antworten zu „Fox Mulder, Bernie Madoff und das Ponzi-Schema: Meinung 03“

  1. Moin Rolf,

    zu “Rendite ohne Risiko gibt es nicht. Ich möchte glauben, dass es trotzdem möglich ist, glaub mir, aber ich kann es einfach nicht.”

    OK, was ist mit der These:

    “Mehr Rendite mit weniger Risiko gibt es zu bestimmten Gelegenheiten.”

    zB wenn man alle Kursrueckgaenge von breiten Aktien-Indices untersucht und schaut:
    – Index-Rendite nach 3, 5, 10 Jahren gemessen nach einem Kaufzeitpunkt von 30% unter letztem Index-Hoch
    und vergleicht das mit den durchschnittlichen Werten von Kaufzeitpunkten zB in einem Renditedreieck.

    Was kommt raus? Hoehere Renditen und geringere Haeufigkeit von einem weiteren Einbruch um 30%.

    Also sind Renditen und Risiko nicht zufaellig verteilt, sondern es gibt den Gummibandeffekt (nach oben wie nach unten).
    OK? Zustimmung?

    Wer mag (erfahrene Anleger), kann das dann taktisch nutzen (zB zusaetzliche Kaeufe bei zB -30% vom Hoch auf Kredit; vgl GPO-Taktik ohne RK1-Puffer). Es nicht zu nutzen, steht jedem frei.

    LG Joerg

    1. Hallo Jörg,
      Na ja, ich bin ja gar nicht der Meinung, dass Market Timing generell nicht funktioniert. Gerade in einer cleveren Kombination aus Trend Following und Buy and Hold, können sich beide sogar gut ergänzen.

      Kritisch sehe ich Market Timing in der Regel immer dann, wenn man es selbst für die eigene Geldanlage versucht durchzuführen, also als Do-it-Yourselfer. Da ist die Disziplin ungleich schwerer aufrechtzuhalten als beim relativ einfacheren Buy and Hold. Man muss eben dann voll einsteigen, wenn es weh tut und ggf. verkaufen, wenn es sich wiederum falsch anfühlt. Das ist emotional deutlich schwerer, als einfach nichts zu tun – und eben dadurch in der Regel das Richtige.

      Davon einmal abgesehen: das Risiko verschwindet beim Timing nicht. Bei diesen Market Timing-Ansätzen hat man zwar meist weniger Risiko für Verluste, aber eben auch oft niedrigere Gewinne, weil man halt nicht immer im Markt investiert ist und es oft einzelen Börsentage sind, die für vieles an Gewinn oder Verlust verantwortlich sind. In Kombination mit Buy and Hold kann sich dadurch aber das Portfolio Risiko-Gewinn-Verhältnis verbessern, denke ich.

      Das Global Portfolio One verläuft ja übrigens ziemlich im Gleichtakt mit dem Arero Weltfonds, auch wenn der in der Regel weit weniger aggressiv (und mit niedrigerer Aktienquote) aggiert.

      Aber natürlich gehe ich auch davon aus, dass eine intelligente Portfoliokonstruktion durchaus einen Einfluss haben kann und eine Kombination mehrerer riskanter Assetklassen durchaus zu einer höheren Rendite bei vergleichbarem Risiko führt. So gesehen war meine Formulierung vielleicht übertrieben scharf. Ich wollte es halt plastisch abgrenzen von den teilweise recht absurden Versprechen, die man ja sieht. Wenn jemand 5-10% por Monat bei wenig Risiko verspricht – öfter gesehen -, dann kommen wir in den Bereich der Illusion und an so etwas glaube ich nicht.

      Zusätzliche Käufe bei -30% sind toll. Ich hätte zuletzt auch gerne meine Sparraten erhöht. Dank Inflation war ich aber schon froh, sie noch aufrechterhalten zu können. Andererseits, wenn man von langfristig steigenden Märkten ausgeht, warum ist man dann nicht generell immer voll investiert? Oder meinst Du, man solle mit dem Notgroschen investieren? Das wäre dann ja durchaus hohes Risiko, oder nicht?

      LG, Rolf

      1. Moin Rolf,

        zu “Kritisch sehe ich Market Timing in der Regel immer dann, wenn man es selbst für die eigene Geldanlage versucht durchzuführen, also als Do-it-Yourselfer.”

        Genau, deshalb “… erfahrene Anleger …”

        zu “Man muss eben dann voll einsteigen, wenn es weh tut und ggf. verkaufen, wenn es sich wiederum falsch anfühlt.”

        Verkaufen? Nicht unbedingt, denkbar waere, beim Einbruch auf Kredit zuzukaufen und dann den Kredit mit den (sowieso geplanten) Sparraten abzubezahlen (der Zinssatz fuer den Kredit spielt natuerlich auch eine Rolle, guenstiger Broker zB IB oder Immo-Beleihung zur Abloese).

        zu “Davon einmal abgesehen: das Risiko verschwindet beim Timing nicht.”

        Naja, das gilt fuer alles im Leben 🤷‍
        Aber nach einem 30% Einbruch sinkt die Haeufigkeit in der Historie fuer weitere 30% Einbruch (~ worst case).
        Von “Wahrscheinlichkeit” zu reden fuer ein Negativereignis ist viell. ein Versuch, “Risiko” besser zu quantifizieren?!

        zu “aber eben auch oft niedrigere Gewinne, weil man halt nicht immer im Markt investiert ist und es oft einzelen Börsentage sind, die für vieles an Gewinn oder Verlust verantwortlich sind.”

        Oh, hab’ ich mich nicht deutlich ausgedrueckt: Ich meinte stets mit der max. gewuenschten Quote am Aktienmarkt investiert zu sein und beim Einbruch ZUSAETZLICH auf Kredit einzusteigen.
        (also keine Investitionsreserve in Anleihen wie beim GPO oder ARERO).

        zu “Oder meinst Du, man solle mit dem Notgroschen investieren? Das wäre dann ja durchaus hohes Risiko, oder nicht?”

        Ja, meine ich. Und darueberhinaus ggfs noch auf Kredit (weil der Notgroschen ist ja nicht viel). Je nach gusto.

        Was genau meinst du mit “hohes Risiko”?
        Die Waschmaschine? eine Autoreperatur? oder “Gefuehle”? “Risiko” ist abstrakt. Szenarien oder Korridore fuer Szenarien sind greifbarer?

        LG Joerg

        1. Hallo Jörg,

          “erfahrener Anleger” ist halt relativ. Paul Merriman, der ja selbst lange als Vermögensverwalter und Berater tätig war, setzt zwar für einen Teil seines privaten Portfolios auch auf Trendfollowing. Er empfiehlt das aber nicht öffentlich. Das Trendfollowing führt er auch nicht selbst durch, weil er es nicht für verantwortlich hält, es mit dem eigenen Geld selbst zu machen. Seine eigenen Emotionen sind ihm da wohl zu unberechenbar.

          Okay. Immer voll investiert zu sein und entweder den Notgroschen anzugreifen oder einen Kredit aufzunehmen ist nun nicht etwas, was man guten Gewissens öffentlich empfehlen könnte. Persönlich bin ich da auch gar nicht so abgeneigt, aber es ist durchaus riskant. Tatsächlich habe ich eigentlich immer einen sehr niedrigen Notgroschen von gerade einmal einem Monatsgehalt. Bei uns gibt es aber auch zwei Verdiener.

          Die Idee mit dem Kredit aufnehmen ist ja gut, aber aktuell liegt der Zinssatz dafür um die 6% aufwärts. Das schmälert die mögliche Rendite leider doch etwas.

          Tja, Risiko ist tatsächlich etwas sehr individuelles. Das sieht jeder für sich ganz anderes. Für manche ist es ja bereits unerträglich, wenn das Portfolio 10% im Wert sinkt – und wenn auch nur vorübergehend.

          Bei uns beiden scheint die Schwelle deutlich höher zu liegen. Ich bin mir aber bewusst, dass das bei den meisten nicht so ist und daher bin ich mit meinen Aussagen da lieber vorsichtig hier. Ich will niemanden durch meine Meinungsäußerungen zu etwas inspirieren, was er/sie am Ende nicht aushält.

          LG, Rolf

  2. […] Jetzt wird es spannend. Wie bringe ich Fox Mulder von Akte X und Bernie Madoff beim Thema Geldanlage zusammen. Das klingt jetzt schon ziemlich seltsam. So weit hergeholt ist es aber leider nicht. Wieso? Fox Mulders Satz “I want to believe.” bzw. “Ich möchte glauben.” stand ja beispielhaft für Fox Mulders Einstellung zu unerklärbaren Phänomenen,… Weiterlesen […]

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