Ein Beitrag über Reichtum darf ja in keinem Blog über Vermögensbildung fehlen. Man findet zahlreiche Ratgeber im Internet, die sich mit der Frage „Was ist Reichtum?“ beschäftigen. Sie zeigen uns, wie wir reich werden können. Ich möchte dieses Thema aber aus einer anderen Perspektive betrachten.
Gibt es neber der materiellen Ebene nicht auch noch eine Geistige? Natürlich braucht es einen gewissen materiellen Wohlstand, um sich selbst als reich betrachten zu können. Aber wenn man sich selbst nicht als reich betrachtet, nützt einem der größte Reichtum doch nichts. Man wird sich immer mit anderen vergleichen, die mehr besitzen als man selbst. Selbst Dagobert Duck empfindet sich nicht als reich und möchte immer mehr. Ja, er lebt in ständiger Angst, seinen Wohlstand zu verlieren. Aus einer ganzheitlichen Perspektive kann man so etwas wohl kaum als Reichtum betrachten. Der Geist scheint also auch eine Rolle zu spielen. Aber welche?
Überblick
Materieller Reichtum?
Was ist materieller Reichtum? Eine Million?
Was ist Reichtum? Schon in meiner Jugend fragten sich viele „Wie werde ich Millionär?“ Daran hat sich nicht viel geändert. Auch heute träumen viele davon, in den erlesenen Club der Millionäre einzutreten. Vermögensaufbau ist in. Tatsächlich gab es in Deutschland 2017 etwa 1,365 Millionen Menschen, die mehr als eine Million Euro besaßen.
Relativ betrachtet sind sie zweifellos reich. Bei einer Bevölkerung von 82,79 Millionen Menschen im Jahr 2017 sind dies 1,65 Prozent der deutschen Bevölkerung. Das sind deutlich mehr, als man zunächst vielleicht vermuten mag. Sind wir ein Land der Reichen? 2003 gab es mit 733.000 Millionären in Deutschland noch deutlich weniger. Anscheinend gibt es da eine Inflation, aber leider nicht nur was die Zahl der Millionäre angeht.
Vermögensaufbau und Inflation
Inflation ist das entscheidende Stichwort. Historisch betrachtet pendelt die Inflation in Deutschland seit 1956 zwischen -0,13% (1986) – eher die Ausnahme – und und die 7,03% (1973) pro Jahr. Auf der Webseite finanzen-rechner.net gibt es einen sehr nützlichen Inflationsrechner. Anhand historischer Inflationsdaten kann man dort sehr gut durchrechnen, was das langfristig bedeutet. Es gab viele, die 1975 gerne Millionär werden wollten und auch heute noch, ist dies das erklärte Ziel einer Menge von Leuten. Doch ist dieses Ziel heute noch dasselbe?
Bereits 1976 entsprach die Kaufkraft einer Million € aus dem Jahr 1975 nur noch 943.430,66 €. Im Jahr 2018 beträgt die Kaufkraft einer Million € aus 1975 gerade mal noch 367.298,24 €. Um eine vergleichbare Kaufkraft wie ein Millionär im Jahr 1975 zu haben, müsste man heute tatsächlich 2.722.593,17 € besitzen. Wie kann das sein? Nun, das ist die Kraft der Inflation, des negativen Zinseszins. Dennoch streben auch heute noch unvermindert viele an, in den Club der Millionäre aufzusteigen. Das zeigt schon sehr deutlich: Reichtum ist relativ. Es geht dabei also auch um ein Gefühl, um einen geistigen Zustand,.
Wie erlangt man materiellen Reichtum?
Natürlich lässt sich materieller Reichtum auch heute noch aufbauen. Dafür gibt es einen einfachen Schlüssel:
- Man muss zunächst mehr einnehmen als man ausgibt. Hat man weniger Einkünfte als man verbraucht, dann kommt man sehr schnell an seine Grenzen. Sparen ist dann nicht möglich und Schulden sind vorprogrammiert. Man sollte also entweder daran arbeiten, die laufenden Kosten zu reduzieren und/oder versuchen mehr Geld zu verdienen.
- Das Geld, das einem zum Sparen zur Verfügung steht, muss so angelegt werden, dass es Einkünfte erwirtschaftet, die deutlich oberhalb der Inflation von durchschnittlich um die 2-3% liegt. Nur so kann man den Zinseszins, der bei der Inflation noch gegen einen wirkt, für sich nutzen. In Zeiten der Null- und sogar Negativzinsen bleibt hier eigentlich nur die Anlage in Aktien, zumindest teilweise (am besten mittels ETF oder Indexfonds).
Ratgeber dazu finden sich zuhauf. Ich werde hierzu sicher in Zukunft noch etwas schreiben. Nun möchte ich den Blick lieber noch für einen Moment auf eine weitere Dimension des Reichtums wenden, die oft unter den Tisch fällt: innerer Reichtum. Gleich vorneweg eine Entschuldigung, dass es nun eher philosophisch wird. Wen das nicht interessiert, der kann hier eigentlich aufhören weiterzulesen.
Innerer Reichtum?
Was ist innerer Reichtum?
Also, was ist Reichtum nun? Was nützt einem materieller Wohlstand, wenn man trotzdem immer noch unzufrieden ist, weil man sich ständig an anderen misst, die mehr haben als man selbst? Kaum hat man die ersehnte Millionen erreicht, wird man feststellen, dass es Menschen gibt, die immer noch wesentlich mehr besitzen als man selbst. Geld zu besitzen ist alleine noch kein Garant dafür, glücklich und zufrieden zu sein.
Was sagt der Buddhismus dazu?
Der 17. Karmapa, aktuelles Oberhaupt der Karma Kagyü Tradition des tibetischen Buddhismus bringt es in einem Artikel wie folgt auf den Punkt:
„Wir leben alle in einer leiblichen Welt, die vom ‚materiellen Reichtum‘ angetrieben wird. Wir sind von materiellen Ressourcen abhängig. Und wenn es zum Mangel kommt, neigen wir dazu, nach außen zu schauen, um die Dinge anzuziehen, die wir für unser Leben benötigen. Wenn wir bedenken, dass wir alle nach Glück streben, mögen wir uns fragen: ‚Ist materieller Wohlstand alleine ausreichend, um uns dauerhaftes Glück zu bescheren?‘
„We all live in a physical world that is driven by ‚material wealth‘. We depend on material resources. And when there are insufficiencies, we tend to look to the outside to draw the things that we need in life. When we consider that all of us are searching for happiness, we might ask ourselves: „Is material wealth alone enough to bring us lasting happiness?“
Der buddhistische Meister Shantideva, der Mitte des 8. Jahrhundert in Indien lebte, definierte Reichtum daher wie folgt: Reichtum bedeutet, zufrieden zu sein mit dem was man hat. Die folgende Legende aus dem alten Indien, veranschaulicht dies sehr schön.
Vaishravana und innerer Reichtum
Demnach lebte einmal ein Minister, der gerne reich sein wollte. Um reich zu werden, lernte er von einem Yogi eine Meditationstechnik, die ihn dem Weisheitsgott Vaishravana näher bringen sollte. Durch die Praxis, so hieß es, würde er Vaishravana persönlich begegnen können, der ihm dann alle seine materiellen Wünsche erfüllen würde. Der Minister praktizierte fortan fleißig. Trotz aller Fortschritte in der Meditation, gelang es ihm nicht, eine Vision von Vaishravana zu erhalten. Daher intensivierte er seine Meditationspraxis.
Als Folge seiner intensiven religiösen Schulung vernachlässigte er die Amtsgeschäfte zunehmend. Der König war davon natürlich nicht begeistert und entließ ihn schließlich. Der Minister war froh, denn er konnte sich nun umso intensiver der Meditation widmen. Da er sich nicht um seinen Lebenserwerb kümmerte, hatte er bald sein ganzes Erspartes aufgebraucht. Er praktizierte dennoch eifrig weiter und fand seine Erfüllung in der Meditation.
Aufgrund seiner materiellen Armut, hatte er keine andere Wahl. Er musste als Bettler leben. Dennoch war er glücklich und zufrieden. Zu guter Letzt erschien dann doch noch Vaishravana in all seiner Pracht vor ihm. Er versprach, ihm alles an Reichtümern zu schenkern, was er sich nur wünschte. Der ehemalige Minister war jetzt ein Yogi geworden. Er bedankte sich freundlich und erwiderte, dass er nichts bräuchte. Er sei sehr zufrieden mit dem inneren Reichtum, den er gefunden habe.
Natürlich möchte ich hier niemandem anraten, ein Leben als Bettler zu führen. Dennoch ist sicher klar geworden, worauf ich hinaus will. Reichtum hat, meiner Meinung nach, neben der materiellen Komponente auch immer eine geistige Dimension. Letztlich wird sich wohl nur der als wirklich reich empfinden, der mit dem zufrieden ist, was er hat. Zufriedenheit ist ein hohes Gut. Wenn es da doch nur eine Inflation gäbe. Neben dem Vermögensaufbau kann es nicht schaden, sich auch in dieser Tugend zu schulen. Ohne Zufriedenheit kann man immens reich sein. doch man wird sich trotdem arm fühlen.
Also, was ist Reichtum nun?
Letztlich kann diese Frage wohl nur jeder für sich beantworten. Doch ganz ohne eine innnere Zufriedenheit, scheint mir Reichtum nicht möglich zu sein. Wie siehst Du das?
Weiterlesen?
Auf Deine Kommentare und Anregungen freue ich mich bereits! Hinterlasse doch gerne eine kurze Nachricht und sag mir, was Du von dem Artikel hältst. Neben Lob und freundlichen Worten sind kritische Anmerkungen ebenfalls willkommen. Sie helfen mir dabei, den Artikel zu verbessern.
Schreibe einen Kommentar