Das Bild zeigt eine Frau, die auf einem Ast über dem Wasser schläft. Es illustriert die Frage: Was sind Anleihen-ETFs. Lassen einen Anleihen im Portfolio ruhig schlafen?

Anleihen-ETFs – Rentenpapiere im Portfolio?

ETFs kennst Du schon, aber Anleihen-ETFs? Wie unterscheiden sie sich von Aktien-ETFs? Wozu braucht man sie? Wenn Du Dich auch fragst, ob Du Rentenpapiere im Portfolio haben solltest, dann könnte dieser Artikel etwas für Dich sein. Ich werde darin darlegen, was sie sind und was sie nicht sind – und auch verraten, warum ich selbst derzeit keine Anleihen-ETFs in meinem Portfolio habe.

Was sind Anleihen-ETFs?

Denkt man an ETFs, fallen einem zuerst Aktien-ETFs ein. Diese habe ich bereits ausführlich hier beschrieben. Doch es gibt auch ETFs auf Rentepapiere. Was sind Anleihen bzw. Rentenpapiere nun genau? Im Gegensatz zu Aktien, wird man bei Anleihen (auf Englisch: Bonds) nicht zum Mitbesitzer eines Unternehmens, sondern verleiht nur sein Geld. Man ist daher nicht Miteigentümer sondern Gläubiger.

Wie bei einem gewöhnlichen Kredit erhält man dadurch einen Anspruch auf Rückzahlung der geliehenen Summe nach Ablauf der sogenannten Laufzeit der Anleihe sowie auf regelmäßige Zinszahlungen. Daher bezeichnet man Anleihen auch als festverzinsliche Wertpapiere. Den Zinsanspruch bei Anleihen nennt man „Kupon“.

Die bekannteste Form der Anleihen sind Staatsanleihen, bei denen man einem Staat Geld leiht. Zusätzlich gibt es auch noch Unternehmensanleihen. Wie der Name schon sagt, leiht man hier sein Geld einem Unternehmen. Da es sich – zumindest in der Regel – um eine sehr sichere Anlageform handelt, sind sie auch als Rentenpapiere bekannt.

Ein kurzer Vergleich: Anleihen vs. Aktien

Besitzen wir Aktien, dann besteht unsere Rendite aus der Summe der eventuellen Kursgewinne und den ausgezahlten Dividenden. Bei Anleihen sind wir hingegen nicht am Umsatz beteiligt. Vielmehr erhält man das geliehene Geld zu einem vereinbarten Zeitpunkt zurück und bekommt dafür jährlich einen Zins ausbezahlt.

Wenn man früher eine Anleihe kaufte, erhielt man ein großes (hübsches) Zertifikat, dass man Zuhause aufbewahren konnte. Natürlich hatte jede Anleihe ihren eigenen Kurs, die spielte aber für die meisten Leute keine Rolle. Das entscheidende waren die regelmäßigen Zinsen.

Altes Anleihen-Zertifikat der Hudson River Railroad Company. Das Foto des Rentenpapieres ist gemeinfrei und findet sich in der Wikimedia Commons.
Unbekannte Autoren und Grafiker; Scan von HWPH Historisches Wertpapierhaus AG [Public domain], via Wikimedia Commons

Da Anleihen-ETFs börsennotiert sind und wie Aktien gehandelt werden, kann man ihre wechselnden Kurse heute gut verfolgen. Sie bescheren uns Anlegern zusätzliche Kursgewinne oder -verluste. In Zeiten von Nullzinspolitik spielen die Zinsen bei der Anlageentscheidung, zumindest in Europa, wohl aktuell eher eine untergeordnete Rolle.

Was mir an Anleihen nicht so gut gefällt ist Folgendes: bei Aktien steckt ein unternehmerischer Geist dahinter. Du bis Mitbesitzer eines Unternehmens. Das Management arbeitet – zumindest im Idealfall – für Dich, denn es möchte das Unternehmen erfolgreicher machen. Bei Anleihen bist Du Gläubiger. Man benötigt Dein Geld, möchte Dir dafür aber so wenig Zinsen wie möglich zahlen. Das Interesse ist ein völlig anderes.

Was sind Anleihen-ETFs

Ebenso wie bei Aktien-ETFs, sind in Anleihen-ETFs zahlreiche Anleihen zu einem börsennotierten Investmentfonds gebündelt. Sind einzelne Staatsanleihen von Ländern mit einem hohen Rating bereits relativ sicher, so gilt das im Verbund natürlich erst recht. Damit sind aber gleich beim nächsten Thema. Die Rentenpapiere sind doch wirklich richtig, richtig sicher, oder?

Die Risiken von Rentepapieren

Das Ausfallrisiko von Anleihen

Im Allgemeinen haben Anleihen ein niedriges Risiko und gelten als sehr sicher. Daher sind sie traditionell ein wesentlicher Bestandteil eines Portfolios. In dem man Rentenpapiere erwirbt, hat man ein Recht auf die Zahlung der festgelegten Zinsen sowie die Rückzahlung des Nennwertes. So weit so gut, es besteht allerdings ein Emittenten- oder Ausfallrisiko.

Die Sache ist vergleichbar mit einem Privatkredit. Wenn uns die Bank Geld leiht, dann ist das in der Regel ein gutes Geschäft. Sie bekommt von uns Zinsen, bis das Geld getilgt ist. Aber was, wenn wir Pleite sind und das Geld gar nicht mehr zurückzahlen können? Ebenso verhält es sich mit Rentenpapieren. Wenn das Unternehmen oder der Staat, die die Anleihe ausgegeben hat Pleite geht, dann besteht ein Risiko, dass wir weder weitere Zinszahlungen noch unser Geld zurückbekommen. Immerhin, im Fall von Unternehmensanleihen hat man gegenüber Aktionären ein Recht auf vorrangige Rückzahlung.

Staaten und Unternehmen, bei denen die Gefahr groß ist, dass es zu einem Zahlungsausfall kommt, können Geld nur gegen die Zahlung höherer Zinsen erhalten. Das mag für den Anleger zunächst attraktiv wirken, ist aber letztlich auch mit einem gewissen Risiko eines Totalausfalls verbunden. Wegen den hohen Zinsen sind solche Anleihe als Hochzinsanleihen (High Yield Bonds) oder Ramschanleihen bekannt.

Anleihen und Ratings

Beim Kauf von Anleihen ist es daher wichtig auf die Ratings zu achten. Beim Privatkredit holt die Bank auch verschiedene Informationen über den Schuldner ein, wie z.B. die SCHUFA-Auskunft. Dadurch kann das Ausfallrisiko erheblich minimiert werden. Bei Anleihen verlässt man sich auf die Beurteilungen der Rating-Agenturen. Anleihen die mit AAA bewertet werden gelten als sehr sicher. Knapp dahinter folgen AA, A und dann BBB. Einschließlich bis zum Rating BBB werden Anleihen als Investment Grade oder anlagewürdig betrachtet.

Anleihen, die schlechter als BBB bewertet sind (die Skala geht bis D) gelten hingegen als zunehmend riskanter. Sie haben eine schlechte „Bonität“. Wichtig ist natürlich auch der Faktor Zeit. Je länger die Laufzeit einer Anleihe mit schlechter Bonität ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls.

Zinsänderungsrisiko

Durch Veränderungen der Zinsen am Markt kommt es zu einem weiteren Risiko bei Anleihen. Erhöht die Europäische Zentralbank, zum Beispiel, den Leitzins, dann sind bereits laufende Rentenpapiere, die einen niedrigeren Zins haben, am Markt nicht mehr so attraktiv. Ihr Kurswert sinkt. Umgekehrt, steigt der Kurswert von laufenden Anleihen, wenn die EZB den Leitzins reduziert.

Bei der aktuelle Nullzinspolitik der EZB ist der Spielraum für weitere Senkungen des Leitzins gering. Lang- bis mittelfristig ist es daher nicht unwahrscheinlich, dass es zu Erhöhungen des Leitzins kommt. Das macht europäische Staatsanleihen natürlich doppelt unattraktiv. Weder locken sie mit einem hohen Zinssatz, noch kann man hier auf große Kurszuwächse spekulieren. Insbesondere bei langlaufenden Staatsanleihen sollte man hier wohl keine Gewinne erwarten, zumindest keine, die oberhalb der Inflationsrate liegen. Persönlich würde ich wohl nur zu kurzlaufenden Staatsanleihen (1-3 Jahre) greifen.

Weitere Risiken von Rentenpapieren

Bei Fremdwährungsanleihen, die also nicht in Euro notiert sind, besteht zusätzlich ein Währungsrisiko aufgrund der sich ändernden Wechselkurse. Bei einem Sparplan ist dies aber nicht so erheblich, da sich dies über die Zeit ausgleichen sollte. Gegebenenfalls beinhalten Rentenpapiere auch das Recht des Emittenten, die Rentenpapiere frühzeitig auszulösen. Hat man längerfristig auf hohe Zinszahlungen spekuliert, ist dies vermutlich enttäuschend.

Warum sollte man Anleihen trotzdem im Portfolio haben?

Das Bild zeigt eine Frau, die auf einem Ast über dem Wasser schläft. Es illustriert die Frage: Was sind Anleihen-ETFs. Lassen einen Rentenpapiere im Portfolio ruhig schlafen?
Kann man mit Rentenpapieren im Portfolio ruhiger schlafen?)

Wie gesagt: auch Anleihen haben Risiken und man darf langfristig wohl auf eine inflationsbereinigte Rendite von um oder eher knapp unter null hoffen. Das ist zunächst wenig beeindruckend. Warum sollte man eine solche Anlageklasse überhaupt in seinem Portfolio haben wollen? Nun, gleich vorneweg: Rendite ist generell nicht der Grund, warum man bei der Portfoliogestaltung auf Anleihen setzen sollte.

Festverzinsliche Wertpapiere haben eine beruhigende Wirkung auf das Portfolio. Sie schwanken nämlich nicht so stark wie Aktien und bringen regelmäßige Zinseinkünfte. Je mehr Anleihen man im Portfolio hat, umso geringer sind die Schwankungen. Sie sind ein Risikoanker, der gerade bei einem Crash oder starken Korrekturen bewirkt, dass die Verluste stark abgeschwächt werden.

Das liegt daran, dass Staatsanleihen und Aktien sich häufig gegenläufig entwickeln. Sinken die Kurswerte von Aktien, dann steigen oft die Werte von Staatsanleihen und umgekehrt. Das heißt, sie haben eine negative Korrelation. Dies gilt nicht in gleichem Maße für Unternehmensanleihen. Durch einen hohen Anleihen-Anteil sinkt zwar die Rendite erheblich, die Gefahr eines hohen Kursverlustes auch. Dementsprechend sollten Anleger mit einer niedrigen Risikotoleranz unbedingt auf Anleihen zurückgreifen. Wie André Kostolany sagt:

Wer gut essen will, kauft Aktien. Wer gut schlafen will, kauft Anleihen.

Warum wir selbst trotzdem keine Anleihen im Portfolio haben?

Ganz klar, Anleihen sind ein wichtiger Bestandteil eines Portfolios. Trotzdem habe wir uns in unserem Familien-Portfolio (vorerst) dazu entschieden, keine Anleihen-ETFs zu halten. Unser Portfolio ist aktuell zu 100% in Aktien-ETFs investiert. Es ist international aufgestellt und sehr breit diversifiziert. Dass Rentenpapiere darin vorerst keinen Platz haben, ist eine sehr persönliche Entscheidung, die ich anderen so nicht unbedingt empfehlen würde.

Die Gründe lege ich hier kurz dar. Da wir uns zwischenzeitlich eine kleinere selbstgenutzte Immobilie angeschafft haben, befindet sich unser Portfolio derzeit im Aufbau. Die Größe ist daher überschaubar. Uns bleiben auch noch ca. 25 Jahre bis zur Rente. Dementsprechend ist der Anlagezeitraum für den Aktienanteil ausreichend groß. Temporäre Verluste von 50% und mehr sind in dieser Zeit nicht unwahrscheinlich. Das muss man aushalten können, keine Frage. Bei der aktuellen Depotgröße würden wir das aktuell aber nicht als bedrohlich empfinden und auch weiterhin gut schlafen.

Im Gegenteil, da wir mittels regelmäßigem Sparplan invesiteren, sind Kursrücksetzer wie der vom Dezember für uns sogar willkommen. Sie bieten bessere Einkaufskurse. Bei einem eimaligen Vollinvest sieht es anders aus. Da ist es für die Gesamtrendite unerheblich, ob die Rücksetzer am Anfang oder am Ende stattfinden. Bei einem Sparplan sind Kursrücksetzer am Anfang hingegen vorteilhaft. Sie erlauben einem, am Anfang mehr Anteile zu erwerben.

Warum sollte wir da frühzeitig auf diese besonders renditestarke Anlageklasse verzichten. Für die nächsten 10-15 Jahre setzen wir voll auf Wachstum. In diesem Zeitraum beabsichtige ich, das Portfolio ohnehin nicht anzutasten. Der Notgroschen für unerwartete Ausgaben wird in Tagesgeld investiert.

In den letzten 10 Jahren vor dem Renteneintritt werden dann schrittweise Anleihen beigemischt. In unserem persönlichen Fall halten wir es daher für zu früh, dem Depot Rentenpapiere beizumischen. Im Junior-Depot unseres Sohnes sieht es daher genauso aus. Er kann es gar nicht anrühren, bis er 18 Jahre alt ist. Daher verzichten wir dort ganz auf sie.

Generell auf Anleihen im Portfolio verzichten zu wollen, würde ich aber nicht allgemein raten. Ohne die Entschiedenheit, vorübergehend einen Rückgang von 50% auszuhalten, ist das nicht möglich. Ein 100%-Aktienportfolio macht nur bei sehr langen Anlagezeiträumen Sinn und gerade dann sind große vorübergehende Kursrückgänge höchst wahrscheinlich.

In Zeiten stetig steigender Kurse mag das ja noch machbar erscheinen. Hat sich das 6-stellige Depot in einer Rezession aber wirklich im Wert halbiert und dümpelt 1-2 Jahre in diesen Gefilden herum, dann dürfte die Stimmung anders aussehen. Da können festverzinsliche Rentenpapiere eine große Hilfe sein.

Edit: Aktuell haben wir unser Portfolio modifiziert. Es besteht jetzt zu 10% aus einem Anleihen-ETF. Allerdings handelt es sich dabei eher nicht um ein sicheres Investment, denn wir verwenden einen ETF auf in US-Dollar notierte Staatsanleihen aus den Entwicklungsländern. Diese Anlageklasse verhält sich vom Risiko aktienähnlich. 

Fazit – Anleihen im Portfolio

  • Anleihen bringen Ruhe und Sicherheit ins Depot. Sie sind daher eine wichtige Anlageklasse, die man nicht vorschnell ingorieren sollte; aktuell kann Tages- oder Festgeld eine Alternative darstellen
  • Anleihen bringen keine/kaum Rendite, aber das ist auch nicht ihre Aufgabe, denn
    Anleihen bringen generell Ruhe und Sicherheit ins Depot. Sie sind daher eine wichtige Anlageklasse, die man nicht vorschnell ingorieren sollte.
  • Dennoch, auch Anleihen haben Risiken, daher
  • Anleihen nicht einzeln kaufen sonder im Rahmen von Anleihen-ETFs.
  • Aber Achtung – Nicht alle Anleihen sind gleich: bei Anleihen-ETFs sollte man sehr genau auf die Bonität der enthalten Anleihen sowie deren Laufzeit beachten: kurzlaufende Anleihen und Anleihen mit hohem Rating (AAA-BBB) sind zu bevorzugen; Unternehmensanleihen haben ein höheres Risiko als Staatsanleihen.


Neben Anleihen-ETFs gibt es natürlich auch Aktien-ETFs. Falls Du mehr darüber wissen möchtest, findest Du den entsprechenden Artikel „Was sind (Aktien-)ETFs hier.

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