Möchtest Du einen ETF kaufen bzw. einen Sparplan darauf einrichten? Dann hast Du die Qual der Wahl. Für viele ETFs gibt es zwei Varianten, insbesondere bei gängigen Indizes. Du kannst Dich zwischen ausschüttenden ETFs und thesaurierenden ETFs entscheiden.
Gleich vorneweg. Wenn Du bei der Sache bleibst, ist es eigentlich ziemlich egal. Ausschütter oder Thesaurierer, beides ist okay. Es ist ein bisschen wie beim Fußball. Jeder hat eine Meinung dazu. Man kann sich super darüber streiten. Am Ende hat wohl jeder ein bisschen recht.
Doch was sind eigentlich die Unterschiede? Sind ausschüttende ETFs besser oder thesaurierende? Und besser wofür? Wie immer, wenn es mehrere Wahlmöglichkeiten gibt, finden sich unterschiedliche Auffassungen. Bevor wir dazu kommen, schauen wir uns doch den Hintergrund näher an.
Überblick
Was sind thesaurierende ETFs?
Wenn Du auf meiner Seite mit Grundbegriffen warst, dann weißt Du bereits, was thesaurierende ETFs sind. Thesaurierende ETFs legen die Erträge der darin enthaltenen Aktien oder Anleihen automatisch wieder an. Das bedeutet: die Dividenden oder Zinserträge der ETFs werden automatisch reinvestiert. Dadurch erhöht sich der Wert von thesaurierenden ETFs zusätzlich zur normalen Kurssteigerung des zugrundeliegenden Indexes .
Was sind ausschüttende ETFs?
Bei ausschüttenden ETFs läuft es genau anders herum. Hier werden die Dividenden und Zinserträge, die sich in den ETFs ansammeln, nicht reinvestiert. Stattdessen werden sie Dir ausgeschüttet. Du bekommst sie auf Dein Verrechnungskonto überwiesen. Nicht schlecht, oder? Das kann zum Beispiel durch eine jährliche, vierteljährliche, halbjährliche oder monatliche Zahlung erfolgen.
Was spricht für thesaurierende ETFs?
Thesaurier nutzen den Zinseszins-Effekt optimal
Thesaurierende ETFs sind gut für den langfristigen Vermögensaufbau. Die Wiederveranlagung von Dividenden und Zinsen erfolgt automatisch. Sie erfordert keinen Aufwand und erfolgt quasi kostenlos. Liegen die Ausschüttungen erst lange auf Deinem Konto herum, bevor Du sie wieder anlegst, entgehen Dir Renditen. Bei Thesaurierern wird der Zinseszins-Effekt daher besser ausgenutzt.
Viele ETFs schütten im Sommer (mehr) aus. Das Geld landet dann pünktlich zum Urlaub auf Deinem Konto. Da ist die Verlockung groß, das Geld zum Beispiel für die Reisekasse zu verwenden. Bei Thesaurierern kommt man gar nicht erst auf die Idee, das Geld nicht wieder anzulegen. Thesaurierende ETFs helfen Dir dabei, die Spardisziplin aufrecht zu halten.
Thesaurierende ETFs bieten Steuervorteile
Selbst nach der Investmentsteuerreform 2018 haben thesaurierende ETFs noch leichte steuerliche Vorteile für Dich. Diese sind aber geringer geworden. Aktuell macht es, meiner Meinung nach, steuerlich kaum noch einen Unterschied, ob man einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF besitzt.
Bei thesaurierenden ETFs fällt jährlich eine Vorabpauschale auf die Wertsteigerung von ETFs an. Bei ausschüttenden ETFs liegt die Vorabpauschale meistens bei null. Der Basisertrag, der für die Berechnung der Vorabpauschale herangezogen wird, ist in der Regel niedriger als die versteuerte Dividende.
Die zu zahlende Vorabpauschale bei thesaurierenden ETFs bewirkt einen leichten Steuerstundungseffekt. Dieser justetf-Artikel rechnet dies sehr schön anhand von Fallbeispielen durch.
Hinzu kommt, dass die Kurse von ETFs natürlich nicht linear steigen. Es gibt Jahre mit Verlusten. Hier fällt beim Thesaurierer keine Vorabpauschale an. Dividenden und Zinserträge fallen in schlechten Börsenjahren aber nicht einfach aus. Sie sind dann trotzdem zu versteuern.
Dividenden sind ein Nullsummenspiel
Aus Perspektive der Aktienrendite sind ausgeschüttete Dividenden ein Nullsummenspiel. Die Rendite ergibt sich aus der Summe von Kursgewinnen und Dividendenzahlungen. Nur: bekomme ich eine Dividendenzahlung, dann sinkt der Kurs der Aktie exakt um die Höhe der Dividende.
In Summe bleibt es also gleich. Es ist im Prinzip egal, ob ich einen thesaurierenden ETF besitze, der einen Wert von 100,- hat oder einen Ausschütter im Wert von 97,- plus 3,- Dividende. Betrachtet man zusätzlich die Steuer, kann es natürlich durchaus einen Unterschied machen.
Zwischenfazit
Klare Sache also. Finanzlogisch liegt der Vorteil leicht beim Thesaurierer. Vergleichst Du thesauriererende mit ausschüttenden ETFs, bei denen die Dividenden konsequent wieder angelegt werden, sind die steuerlichen Vorteile allerdings nicht so groß.
Warum ich trotzdem ausschüttende ETFs bevorzuge?
Meist keine Vorabpauschale – Ausschütter sind bequem
In der Regel ist das Thema Steuern bzw. Vorabpauschale mit der Versteuerung von Zins und Dividende schon durch. Ausschütter sind daher bequem. Es kommt Anfang des Jahres nicht plötzlich zu einer Abbuchung mit dem Vermerk “Fondsbesteuerung”. Man muss kein Geld für die Zahlung der Vorabpauschale einplanen.
Zudem weiß niemand, wie es zukünftig mit der Steuer aussehen wird. Hier kann es viele Änderungen geben. Diese können von Vor- oder Nachteil für thesaurierende oder ausschüttende ETFs sein.
Achtung: bei thesaurierenden ETFs immer darauf achten, dass zum Jahreswechsel genug Geld auf dem Konto ist. Es erfordert keine gesonderte Einwilligung für die Banken, um die Vorabpauschale abzubuchen. Dazu darf auch der Dispokredit genutzt werden.
Rebalancing
Gerade bei einem kleinen Portfolio ist das Rebalancing mit ausschüttenden ETFs noch sehr leicht umzusetzen. Man kann einfach die Ausschüttungen verwenden, um einen Ausgleich zwischen besser und schlechter laufenden ETFs zu schaffen. So lässt sich die ursprüngliche Vermögensallokation wiederherstellen.
Freibetrag noch nicht ausgeschöpft?
Solange der Freibetrag von 801,- (Single) bzw. 1602,- (Ehepaar) noch nicht ausgeschöpft ist, bieten ausschüttende ETFs sogar einen steuerliche Vorteil. Bei einem kleineren Portfolio, bei dem die Ausschüttungen den Freibetrag nicht überschreiten, haben ausschüttende ETFs also keinen steuerlichen Nachteil, im Gegenteil. Für Kleinsparer ist das also ohnehin eine Erwägung.
Cashflow
Durch ausschüttende ETFs entsteht ein regelmäßiger Cashflow bzw. Geldfluss. Er läuft vollkommen automatisiert ab. Du hast keine weitere Kosten für die Entnahme. Aus der rein finanzlogischen Perspektive ist dies während der Ansparphase unwichtig oder birgt sogar das Risiko, das Dividenden bzw. Zinsen nicht wieder angelegt werden. Dennoch halte ich diesen Punkt für essenziell. Wieso? Nun, Logik ist bei der Geldanlage nicht alles.
Ausschüttende ETFs und die Psychologie der Anleger
Handeln Anleger rational?
Gerd Kommer erklärt in seinem Artikel zu thesaurierenden und ausschüttenden ETFs eindrücklich, warum es in der Ansparphase sinnvoller ist auf Thesaurierer zu setzen. Ich kann seine Argumente nachvollziehen. Sie sind sachlogisch richtig. “Warum setzt Du dann trotzdem auf ausschüttende ETFs?”, wirst Du jetzt zurecht fragen.
So sehr ich Gerd Kommer für seinen Sachverstand, der meinen weit übersteigt, schätze, habe ich hier eine andere Meinung. Was solche Betrachtungen außen vor lassen oder marginalisieren ist die Psychologie der Anleger.
Er führt rein rationale Beweggründe an. Privatanleger entscheiden aber (leider) größtenteils nicht rational. Den rein rational agierenden homo oeconomicus bekommt man in der Praxis nicht oder nur allzu selten zu sehen.
Privatanleger erreichen die Renditen der Indexfonds nicht
Zahlreiche Studien, wie die (nicht unumstrittene) Dalbar-Studie, untersuchen das Verhalten von Anlegern. Paul Merriman hat die Ergebnisse der Dalbar-Studie in einem Artikel auf MarketWatch zusammengefasst.
Privatanleger bleiben weit hinter der Performance der Fonds zurück, die sie für die Geldanlage verwenden. In den 30 Jahren von 1984 bis 2013 fuhr der S&P 500 eine jährliche Durchschnittsrendite von 11,1% ein. Der durchschnittliche Investor in diesem Anlagehorizont erreichte aber lediglich 3,7%.
Was bei der Studie deutlich wurde ist, dass Privatanleger Fehler machen. Sie verhalten sich nicht optimal. Auch wenn sie sich auf Indexfonds stützen, kommen sie nicht an die Rendite der Indexfonds heran. Sie handeln zu viel. Sie kaufen und verkaufen, anstatt einfach zu kaufen und zu halten. Hier sieht man ganz deutlich: hin und her macht Taschen leer.
Gehen die Kurse hoch, entsteht Euphorie und es wird gekauft. Man überschätzt sich und seine Risikotoleranz. Fallen die Kurse drastisch, dann schlägt die Stimmung um. Früher oder später tun sie das leider immer. Panik entsteht. Die Finanzpornografen erklären uns genau, warum dieses Mal alles anders ist und die Kurse sich nie wieder erholen werden. Als Folge verkaufen Privatanleger ihre Anteile in Scharen.
Fazit: Die Versuche der Privatanleger, den Markt zu timen, sind schädlich für die Rendite. Privatanleger – auch wenn sie in Indexfonds und ETFs investieren – schaffen es meist nicht, an die Rendite der Indizes heranzukommen. Sie bleiben mehrere Prozentpunkte dahinter.
Was tun?
Natürlich hilft es, wenn man auf kostengünstige ETFs setzt. Sie haben meist eine bessere Performance als herkömmliche Investmentfonds. Das ist aber nur ein Aspekt. Alle Dinge, die eine bessere Disziplin bei der Anlage fördern, scheinen mir mindestens ebenso wichtig zu sein.
Das Problem für den DIY-Anleger liegt hier im Bereich der Psyche, konkreter im eigenen Anlageverhalten. Die wesentliche Frage lautet also: wie kann ich ein besseres pyschologisches Mindset entwickeln? Meiner Meinung nach, sind Thesaurierer hier nicht sehr hilfreich. Wieso?
Verbessern ausschüttende ETFs die Anlagedisziplin?
Das Belohnungssystem nutzen
Es mag sie geben, die rein rational agierenden Anleger. Die überwältigende Mehrheit der Privatanleger handelt aber oft emotional. Thesauriererende ETFs lassen das Belohnungssystem außer Acht. Dieses spielt aber eine große Rolle.
Ausschüttende ETFs machen das hervorragend. Sie triggern unser Belohnungssystem. Investierst Du in ausschüttende ETFs, erhältst Du regelmäßig eine Belohnung. Du siehst, wie Geld immer und immer wieder auf Dein Konto kommt. Manche ETFs schütten halb- oder vierteljährlich aus, ein paar wenige sogar monatlich. Es ist sehr leicht, ein Portfolio so zusammenzustellen, dass Du jeden Monat Ausschüttungen erhältst.
Das Beste: wenn Du einen Sparplan eingerichtet hast, wächst dein Portfolio kontinuierlich. Die ausgeschütteten Summen werden ebenfalls kontinuierlich größer. Du erzeugst eine Feedback-Schleife. Du erlebst direkt: je mehr ich investiere, umso größer werden meine Ausschüttungen. Die ständigen Belohnungen motivieren Dich dazu, die Anlagesumme zu erhöhen oder zumindest den Kurs zu halten.
Einwand – der Aktienkurs von Thesaurierern steigt doch auch
Du könntest jetzt einwenden: “Okay, aber bei Thesaurieren steigt doch der Kurs der Aktien stärker.” Das ist doch auch ein Trigger für das Belohnungssystem.
Ja, nicht schlecht. Es stimmt natürlich, ist aber zu abstrakt um wirklich als Belohnung zu funktionieren. Hinzu kommt, dass die Aktienkurse kontinuierlich schwanken. Sie bewegen sich nicht nur nach oben. Verluste werden leider viel stärker wahrgenommen.
Zudem steigt Dein Portfoliowert bei ausschüttenden ETFs ganz genauso, vorausgesetzt Du legst die Dividenden brav immer wieder an. Zusätzlich kommt hier dann das verstärkende Gefühl dazu, dass Du selbst ständig Deine Anlagesummen erhöhst.
Was passiert im Crash?
Das einzige, was mich bei einem thesaurierenden ETF im Crash abhält zu verkaufen, ist mein Verstand. Alles andere schreit laut: “Schnell weg damit.” Für viele sind die (Buch-)Verluste unerträglich. Sind Börsengewinne für Dich wie Kokain, so ist ein Crash der kalte Entzug mit Folter.
Bei ausschüttenden ETFs sieht die Kurve während eines Crashs natürlich nicht anders aus. Doch der Strom von Dividenden reißt nicht ab, nur weil es an der Börse nicht so gut läuft. Klar, werden die Dividenden vielleicht auch etwas geringer ausfallen, aber der Geldfluss versiegt nicht ganz. Er wird weiter als Gewinn wahrgenommen
Du bekommst also auch im Crash weiterhin Deine regelmäßige Belohnung. Sie fällt vorübergehend etwas geringer aus, aber sie ist da. Fokussierst Du Dich mehr auf Ausschüttungen als auf den Kursgewinn, hält Dich das emotional bei der Stange. Das kann gerade in schlechten Börsenphasen wichtig sein.
Mit einem Sparplan hast Du Dir über einen längeren Zeitraum einen kontinuierlichen Strom von Ausschüttungen aufgebaut. Du hast zugesehen, wie die Summen beständig angewachsen sind. Es ist wie bei einem Obstbaum, den Du regelmäßig gießt und Dich an seinem Wachstum und den Früchten erfreust. Da kommst Du doch auch nicht auf die Idee, den Baum wegen einer einzelnen Missernte zu fällen.
Bist Du darauf fokussiert, Deine Ausschüttungen zu erhöhen, siehst Du in sinkenden Kursen eine Gelegenheit für Schnäppchen. Du erhältst dadurch mehr zusätzliche Ausschüttungen für den selben Preis. Eine höhere Dividendenrendite lockt als Belohnung. Das motiviert dazu, sich in schwachen Börsenphasen richtig zu verhalten und weiter zu investieren statt zu verkaufen. Frei Nach Warren Buffet’s Motto: “Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.”
Warum sind Anleger, die auf ausschüttende ETFs setzen disziplinierter?
In einem Zendepot-Artike las ich, dass Dividenstrategien trotz aller Nachteile funktionieren, da dividendenorientierte Anleger ein besonderer Typ Anleger seien. Dividenden-Sammler würden wohl von vornherein folgende Eigenschaften mit sich bringen:
Typischerweise sind sie …
Zendepot, Was taugen Dividendenstrategien
– disziplinierte Sparer,
– die Aktien kaufen, um sie lange zu halten (“buy-and-hold”) und
– deren Depots eine hohe Aktienquote aufweist.
Hier stellt sich mir folgende Frage. Sind Dividenden-Sammler per se disziplinierter? Kann es nicht auch umgekehrt sein? Was, wenn es gerade die regelmäßigen Ausschüttungen sind, die Dividenden-Sammlern helfen, disziplinierter zu werden? Wäre das dann nicht ein starkes Argument für ausschüttungsorientierte Anlagestrategien?
Persönliche Erfahrungen mit ausschüttenden ETFs
Persönlich erlebe ich die Geldanlage in ausschüttende ETFs so. Jeden Monat freue ich mich wahnsinnig, wenn ich neue Dividendeneingänge auf meinem Konto entdecke. Mir gefällt es am besten, wenn die Höhe kontinuierlich steigt. Das macht den Fortschritt für mich erfahrbar und bringt mir regelmäßig Glücksmomente.
Wenn Du Dir die verschiedenen Blogs ansiehst, die sich mit Dividenden beschäftigen, dürfte Dir eine bestimmte Art von Artikeln schon aufgefallen sein. Viele Dividenden-Blogger lassen ihre Leser regelmäßig an ihren Ausschüttungen teilhaben, entweder monatlich oder jährlich. Man kann in diesen Artikeln eine regelrechte Euphorie sehen. Es steckt an und motiviert. Mal sehen, vielleicht werde ich hier demnächst auch meine Ausschüttungen vorstellen.
Mal ehrlich, Geldanlage muss doch keine trockene Angelegenheit sein, sondern darf doch auch ein bisschen Spaß machen. Das Geld ist doch ohnehin langfristig investiert: 20, 30 Jahre und mehr. Bei einem thesaurierenden ETF fehlt da irgendwie die Freude. Man bekommt überhaupt nichts von seinem Geld mit. Man möchte doch sehen, wie das Geld arbeitet, hereinkommt und sich vermehrt. Ein Thesaurierer wäre mir zu langweilig.
Die kontinuierlichen Glücksmomente, die die Ausschüttungen auslösen, bewirken etwas. Sie motivieren mich, meine Sparpläne aufrecht zu halten. Sie motivieren mich auch, darüber nachzudenken, wie ich meine Sparrate erhöhen kann. Sie schützen mich vor der Idee, Teile meines Portfolios aufzulösen. Dabei ist es egal, ob es dabei um eine Anschaffung geht oder einen Crash.
Meiner Meinung nach, ist es bei der Buy and Hold-Anlagestrategie wichtig, ganzheitlich an die Sache heranzugehen. Es nützt mir nichts, eine Anlagestrategie zu verfolgen, die in der Theorie besser funktioniert. Sie muss mich auch in der Praxis dabei unterstützen, ein besserer Anleger zu sein.
Wir sind alle Wesen mit Emotionen. Das können wir nicht ignorieren. Wir handeln nicht ausschließlich rational und berechnend – zum Glück. Unsere Emotionen haben einen großen Einfluss auf unser Anlageverhalten und das muss unsere Strategie unbedingt berücksichtigen.
Lieber Dividenden-ETFs oder “normale” Ausschütter
Wie zuvor geschrieben, gilt:
Aktienrendite = Kursentwicklung eines ETFs + Ausschüttungen.
Dies sollte man im Kopf behalten und immer die Gesamtperformance eines ETFs betrachten. Eine überdurchschnittliche Ausschüttung bringt einem bei einem langfristigen Vermögensaufbau nichts, wenn die Kursentwicklung dafür unterdurchschnittlich ist. Die erwartbare Aktienrendite muss insgesamt gut sein.
Hier gebe ich Gerd Kommer uneingeschränkt recht, der dazu schreibt:
Aktienrenditen sind – das ist banal – die Summe aus Kursgewinnen und Dividendenrenditen. Für einen rein rational handelnden Anleger ist es unerheblich, wie hoch die relativen Anteile dieser beiden Komponenten der Gesamtrendite sind. Letztere will er maximieren, nicht einen Teil von ihr.
Quelle: Dividendenstrategien: Fakten und Fantasien
Es gibt auch keinen belegbaren Vorteil einer reinen Dividendenstrategien bezogen auf die Gesamtrendite. Sofern es überhaupt zu einer Outperformance von Dividenden-ETFs gegenüber allgemeinen Index-ETFs kommt, kann dies durch Factor-Investing begründet werden.
Dividendenaktien haben meist eine Gewichtung auf den Faktoren Value und Quality. Diese sind aber im Fall von Dividendenaktien nicht klar definierbar und die Ausrichtung kann schwanken. Faktoren lassen sich durch entsprechende Faktoren-ETFs besser abbilden.
Aus den oben genannten Gründen liegt mein Schwerpunkt bei der Geldanlage daher auf ausschüttenden ETFs, insbesondere mit einer Value- und Small Cap-Gewichtung. Dividendenaktien kommen bei mir nur zum Einsatz, wenn ich keine entsprechenden Value-ETFs zur Hand habe.
Wie ich meine Ausschüttungen reinvestiere
Wenn man Ausschüttungen nicht gleich wieder anlegt, hat man gegenüber einem thesaurierenden ETF einen kleinen Nachteil. Das gilt es also zu vermeiden. Während das Geld auf dem Konto liegt, kann es schließlich nicht arbeiten. Wie lässt sich das vermeiden?
Warum nicht so? Am Ende eines Jahres mache ich einen Überschlag und schätze die Dividenden des Folgejahres. Den geschätzten Betrag runde ich ein bisschen auf. Die entsprechende Summe verteile ich dann anteilig auf die Sparpläne für meine ETFs bzw. betreibe gleich etwas Rebalancing damit. Damit gehe ich dann sogar etwas in Vorleistung.
Dadurch überdenke ich auch jedes Jahr meine Sparrate. Wenn ich sie ohnehin erhöhe, um meine Ausschüttungen zu reinvestieren, kann ich auch gleich großzügig aufrunden und damit die Sparrate dynamisieren. Ob bzw. wie viel hängt natürlich von der aktuellen Finanzsituation ab.
Von den Dividenden und Zinsen, die ich dann tatsächlich erhalte, kann ich mir dann etwas Schönes kaufen oder sie für den Urlaub verwenden. Dadurch sind sie eine echte Belohnung. Gegebenfalls kann ich sie auch für das Rebalancing nutzen und erhöhe den Wert meines Portfolios zusätzlich.
Fazit
So oder so. Es ist ziemlich egal, ob man thesaurierende oder ausschüttende ETFs verwendet. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Ausschüttungen reinvestiert werden, man ggf. die Investitionsraten erhöht und, vor allem, stur an Buy and Hold festgehalten wird. Meiner Meinung nach, können einen ausschüttende ETFs dabei emotional unterstützen.
Letztlich ist es eine persönliche Angelegenheit. Beides ist okay. Du musst selbst herausfinden, was für Dich am besten funktioniert.
Achtung: ich bin kein Steuerfachmann. Alle Besprechungen steuerlicher Sachverhalte in diesem Artikel sind daher mit Vorsicht zu genießen. Sie geben mein persönliches Verständnis sowie meine Meinung wieder. Dementsprechend können sie auch Fehler enthalten.
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