Sind Dividenden der neue Zins? Und was hat das mit der Inflation zu tun?

Sind Dividenden der neue Zins? – Wirklich?

Dividenden der neue Zins? Das liest man doch zuletzt ständig. Vermögensverwalter werben damit, es steht in diversen Zeitschriften und Magazinen, also muss da doch etwas dran sein.

Doch stimmt das so wirklich? Wahr ist jedenfalls, dass Du in Zeiten von Negativzinsen auf Festgeld oder Sparbuch (leider) keine nennenswerten Zinsen mehr bekommst. Anleihen entwickelter Länder sind da auch nicht viel besser, wenn überhaupt.

Früher war alles besser? Oder doch nicht?

Wir wir von unsere Großeltern wissen, war früher bekanntlich einfach alles besser. Auch mein Beitrag zum Weltspartag folgte ein bisschen diesem Tenor. Doch auch die Zinsen? Es sieht schwer danach aus, als hätten sie recht.

Der durchschnittliche Zinssatz für Spareinlagen lag 1992 noch bei 2,8%, wohlgemerkt positiv . Das klingt doch wirklich ganz passabel. Banken gaben einem tatsächlich Geld dafür, dass man ihnen ihr Geld überließ.

Okay. Viel war es nicht, aber zumindest doch besser als die läppischen 0,2%, die Du 2018 im Durchschnitt bekamst. Da machte Sparen wenigstens noch Spaß. Gute alte Zeit, also?

Nicht wirklich. Denn nicht nur die Zinsen waren damals höher als heute, sondern auch die Inflation. Diese lag 1992 nämlich bei 5%. Auch damals ließ sich mit Einlagen auf dem Sparbuch nicht wirklich etwas gewinnen.

Auch Anleihen bringen historisch nicht viel. Häufig gab es hier eine negative Realverzinsung. Das heißt, die Zinsen waren niedriger als die Inflation.

Ein Spielverderber namens Inflation

Inflation bedeutet, dass die Preise von Waren und Dienstleistungen steigen, während der Wert des Geldes relativ betrachtet abnimmt. Wer schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, kennt das.

Dividende der neue Zins? Wohl kaum, wenn man Inflation und Kaufkraftverlust bedenkt.

Ich kann mich jedenfalls noch gut daran erinnern, eine Kugel Eis für 30 Pfennig zu kaufen. Da klinge ich ja jetzt schon fast wie meine Großmutter (*1915), die davon sprach, dass Brötchen früher für ein paar Pfennig zu haben waren.

Beim Preis von Eis bekam ich das aber selbst mit. Mein Interesse für Eis war (und ist nach wie vor) hinreichend groß, dass sich das eingeprägt hat. Irgendwann wurden aus den 30 Pfennig erst 50 Pfennig, 70 Pfennig und dann sogar 1 DM. Urplötzlich sprang der Preis sogar auf einen Euro – doch auch da blieb er nicht stehen.

Die Kaufkraft des Geldes sinkt kontinuierlich. Berechnest Du die Inflation mit, bringen Zinsen auf dem Sparbuch historisch betrachtet selten etwas – und wenn dann nicht viel. Mehrheitlich war das schon immer eher ein Verlustgeschäft.

Dividenden der neue Zins? – Warum das falsch ist

Aktien schützen vor dem Kaufkraftverlust

Es gibt also einen Kaufkraftverlust. Da Zinsen oft nicht höher als die Inflation sind, schützen sie nicht vor dem Kaufkraftverlust. Das macht deutlich: Dividenden der neue Zins? Nein. Das sind sie definitiv nicht.

Im Gegensatz zu Zinsen, können Aktienwerte nämlich durchaus vor dem Kaufkraftverlust schützen. Seit seinem Start 1988 hat der Deutsche Aktienindex (DAX) durchschnittlich beachtliche 8,17% pro Jahr zugelegt.

Auch die Dividenden wuchsen in dieser Zeit meist schneller als die Inflation. Schütteten die deutschen DAX-Unternehmen 2003 10,3 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus, waren es laut Statista 2018 bereits 36,3 Milliarden Euro.

Zum Vergleich dazu lag die durchschnittliche Inflationsrate laut Statista seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland selten höher als 2%. Selbst ein Investment in einen DAX-Indexfonds bot also bereits ausreichend Schutz vor dem Kaufkraftverlust.

Wie wir gesehen haben, schützten Zinsen auf Spareinlagen oder Anleihen hingegen noch nie wirklich vor dem Kaufkraftverlust. Aber warum ist das heute überhaupt ein Thema ?

Nun. Mit dem Wegfall von Zinsen auf Spareinlagen merkst Du es jetzt halt einfach. Eine Summe von 2-3% Zinsen klingt halt viel besser als 0,2%. Bei Zinsen quasi im Promillebereich merkt doch jeder sofort, dass das nicht viel rüber kommt.

Zusammengefasst : Dividenden der neue Zins? Nein. Im Gegensatz zu Zinsen auf Spareinlagen können sie vor dem Kaufkraftverlust schützen. In dieser Hinsicht haben Dividenden sogar einen ziemlichen Vorteil gegenüber Zinsen.

Dividenden und Zinsen – Same same but different

Viele Anleger sind daher frustriert. Selbst konservativ ausgerichtete Anleger wenden sich enttäuscht von Spareinlagen ab und suchen nach Alternativen.

Dividendenwerte erscheinen da sehr attraktiv. Viele Aktien bieten eine relativ ansehnliche Dividende. Doch Vorsicht: Dividenden und Zinsen sind nicht das Gleiche.

Aktien sind nun Mal etwas ganz anderes als Bankeinlagen, oder wie man in Asien gerne sagt: same same but different bzw. gleich aber verschieden.

Zusammengefasst : Vordergründig mögen Dividenden von Aktien ähnlich wie Zinsen wirken. Du investierst einen bestimmten Betrag und bekommst dann in regelmäßigen Zeitabständen eine Summe in Höhe von 2-3% dafür. Das ist es dann aber auch schon mit der Ähnlichkeit.

Aktien schwanken im Wert

Aktien schwanken im Wert, im Gegensatz zu Bankeinlagen. Ja. Zinsen auf Bankeinlagen können auch schwanken. Sie verändern sich aber meist nicht in großen Schritten.

Du erfährst das im Voraus und wenn Du Dein Geld mittels Festgeld oder Sparbrief festlegst, wird auch der Zinssatz im Voraus fest vereinbart.

Auch der angelegte Betrag ist verbrieft und sofern er nicht die Höhe der Einlagensicherung überschreitet, auch ziemlich sicher. Der Wert von Aktieninvestments schwankt hingegen oft beträchtlich.

Bei Einzelaktien kann das sehr gut für einen sein. Mehrere 100% Gewinn sind mit etwas Glück möglich, wenn Du eine Aktie langfristig hältst. Es kann aber auch zum Totalverlust führen.

Damit möchte ich nun nicht generell vor Aktien warnen oder sagen, dass sie nur etwas für Spekulanten wären. Sie verhalten sich aber nun mal ganz anders als Bankeinlagen und das solltest Du einfach wissen.

Aktien sind verbriefte Unternehmensanteile und je nachdem wie das Unternehmen läuft, steigt oder sinkt der Wert. Punkt. Es gibt keine Gewähr, dass Du das investierte Geld wiederbekommst.

Sofern es einen Käufer gibt, kannst Du Deine Anteil wieder verkaufen. Der Preis wird dabei durch den Marktwert bestimmt. Es gibt keine Einlagensicherung.

Aktien eignen sich daher auch nur in bedingt für sicherheitsorientierte Anleger. Das in Aktien investierte Kapital kann unter Umständen kurzfristig nur mit hohem Kapitalverlust veräußert werden.

Nur Kapital, auf das Du mindestens 10-15 Jahre nicht angewiesen bist, solltest Du in Aktien investieren. Auch dann solltest Du Dir der möglichen Wertschwankungen bewusst sein.

Zusammengefasst : Dividenden der neue Zins? Nein, denn Aktien sind eine ganz andere Anlageklasse. Für langfristig orientierte Anleger sind damit gute Renditen möglich. Der Wert von Aktien ist aber viel schwankungsanfälliger. Eine vergleichbare Sicherheit wie verzinste Bankeinlagen bieten sie nicht. Werden sicherheitsorientierte Anleger mit dem Slogan, dass „Dividenden der neue Zins“ seien gelockt, kann das Böse enden.

Es gibt keine Garantie auf Dividenden

Eine Garantie auf Dividenden gibt es nicht. Manche Aktien schütten eine Dividende aus, andere nicht. Sie kann erhöht, gesenkt, ausgesetzt oder ganz gestrichen werden. Es liegt im unternehmerischen Ermessen, ob die Aktionäre weiter eine Dividende erhalten oder nicht.

Nicht nur der Wert schwankt also, sondern es gibt noch nicht einmal eine verbriefte Garantie auf Dividenden. Bevor sie nicht auf der Hauptversammlung beschlossen, ausgeschüttet und auf Deinem Konto eingegangen ist, kannst Du nicht verbindlich damit rechnen.

Besonders wenn Du bei der Auswahl von Aktien nur auf die Höhe von Dividenden schielst, kann es schnell gefährlich werden. Oft – aber natürlich nicht immer – ist eine besonders hohe Dividende (>5%) nämlich ein Indikator dafür, dass ein Unternehmen gerade Probleme hat.

Daher solltest Du, meiner Meinung nach, nie auf einzelne Dividendenwerte setzen. Das wäre riskant. Wie immer bei der Anlage in Aktien, ist es ratsam über viele Länder und Unternehmen zu streuen.

Klingt kompliziert, ist aber dank ETFs ganz einfach. Du musst nur darauf achten, dass es sich um einen marktbreiten Index-ETF handelt, der viele hunderte oder tausende Unternehmen weltweit bündelt.

So kannst Du dann das Einzelrisiko minimieren. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass mehrere hunderte oder tausende Unternehmen gleichzeitig Pleite gehen oder die Dividende streichen.

Einzelne Unternehmen reißen Dich dann nicht mehr in den Abgrund. Der Werte der Geldanlage oder der Dividenden kann aber dennoch gewaltig schwanken. Planbarkeit? Fehlanzeige.

Zusammengefasst : Dividenden der neue Zins? Wohl kaum. Es gibt keine Garantiedividende. Sie kann jederzeit erhöht, gesenkt, ausgesetzt oder gestrichen werden.

Dividenden und Zinsen – Anteilseigner statt Schuldner

Es gibt noch einen weiteren, wesentlichen Unterschied zwischen Dividenden und Zinsen. Zinsen machen Dich zum Schuldner, während Du bei Aktien zum Anteilseigner wirst.

Wenn Du einer Bank oder einem Unternehmen Geld gegen Zinsen überlässt, wirst Du zum Schuldner. Bank oder Unternehmen wirtschaften dann mit dem geliehenen Geld und Du erhältst als Gegenleistung Zinsen.

Naturgemäß gibt Dir die Bank oder das Unternehmen dabei aber nur so viel, wie sie unbedingt muss. Niemand zahlt einem Schuldner freiwillig mehr, als man muss. Es besteht kein Interesse daran, Dir mehr zu geben, als unbedingt notwendig. Man will ja schließlich Gewinn machen.

Aktienunternehmen leihen sich aber normalerweise Geld, weil sie davon ausgehen, dass sie damit Gewinne erwirtschaften können, die deutlich höher sind als die Zinsen. Gelingt das, können die Aktionäre in Form von Dividenden beteiligt werden.

Hier gibt es also einen großen Unterschied: mit Zinsen wirst Du nicht an den Gewinnen einer Bank beteiligt. Egal, ob es der Bank gut geht, Du erhältst immer nur das, was vereinbart war. Bei Unternehmensanleihen ist es genauso.

Mit dem Erwerb von Aktien wirst Du hingegen zum Anteilseigner eines Unternehmens. Viele Banken sind im Übrigen ja auch Aktiengesellschaften. Die Unternehmensleitung arbeitet normalerweise mit Hochdruck daran, den Gewinn des Unternehmens zu erhöhen, um die Besitzer – oder bei Aktienunternehmen die Anteilseigner – zu erfreuen.

Das heißt, im Idealfall bemüht sich die Unternehmensleitung nun, die Gelder von Anteilseignern möglichst effektiv einzusetzen, damit sie, also Du, den größten Nutzen daraus ziehen.

Ist das Unternehmen erfolgreich, steigt sein Marktwert. Gleichzeitig schütten viele Unternehmen mit der Dividende einen Teil des Gewinns des Unternehmens an die Anteilseigner aus.

Zusammengefasst: Bei Aktien partizipiert Du also dementsprechend mittels Dividenden und Wertsteigerung direkt am Erfolg (oder Misserfolg) des Unternehmens. Zinsen sind hingegen nicht mit dem Erfolg der Bank oder des Unternehmens verknüpft. Du bist lediglich ein „lästiger“ Schuldner.

Fazit

Die Aussage, dass „Dividenden der neue Zins“ sind, ist wohl eher ein Marketing-Gag von Vermögensverwaltungen. In Zeiten von Nullzinsen klingt das natürlich toll.

Übliche Masche von Verkäufern ist es, mit Ängsten zu arbeiten. Hier wird geschickt die Angst genutzt, dass Du durch Null- und Negativzinsen Geld verlieren könntest. So lockt man Dich nicht selten in teilweise recht teure aktiv gemanagte Fonds oder Versicherungsprodukte.

Was dabei untergeht ist, dass sich eigentlich nicht viel geändert hat, denn Bankeinlagen waren inflationsbereinigt noch nie wirklich attraktiv. Sie ließen sich früher halt nur besser bewerben, da 2-3% einfach besser klang als 0,x%.

Aktien sind aber prinzipiell etwas ganz anderes als Bankanlagen oder Anleihen. Meiner Meinung nach, sind Investitionen in Aktienwerte beim Vermögensaufbau wesentlich, denn sie können einen Schutz vor dem Kaufkraftverlust bieten

Du musst Dir dann aber bewusst sein, womit Du es zu tun hast. Da hilft das Bild von Zinsen nicht wirklich. Dividenden sind eben nicht der neue Zins. Es klingt banal, aber Dividenden sind einfach Dividenden.

Es lohnt sich in der Tat, sich näher mit ihnen auseinanderzusetzen. Dafür sind aber solche Aussagen, dass Dividenden der neue Zins wären, meiner Meinung nach nicht hilfreich.

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