Welcher Bank kann man bei der Anlageberatung vertrauen? In Beratungsgesprächen empfehlen Berater oft Fonds. Was ist davon zu halten?

Beratungsgespräch bei der Bank – ETF-Yogi Undercover, Teil 1

Generell stellt sich die Frage, wie hilfreich die Anlageberatung der Bank ist. Es soll ja immer noch Menschen geben, die glauben, dass es sich hierbei um eine unabhängige Beratung handelt. Steht hier wirklich das Wohl der Kunden im Vordergrund?

In einem kleinen Selbstversuch wollte ich mir die Anlageberatung der Banken daher etwas näher ansehen. Dafür habe ich einen Termin für ein Beratungsgespräch bei meiner Filialbank ausgemacht.

Ungern möchte ich die Spannung gleich am Anfang nehmen, daher zunächst nur so viel: Ich hatte wenig erwartet – eher das Schlimmste befürchtet. Auch wenn es sich im erwartbaren Bereich abspielte, gab es auch etwas Licht. Insgesamt verlief das Beratungsgespräch also besser als erwartet.

Da der Bericht ziemlich lang wurde, musste ich ihn teilen. Heute zunächst ein Überblick über das Gespräch und einen Überblick über das Angebot. Im nächsten Artikel folgt dann die genauere Analyse.

Meine Vorgeschichte

Bei der Bank bin ich schon seit meinen Kindheitstagen. Wie bei den meisten, war es die Bank, bei denen auch bereits meine Eltern waren. Das war jedoch in einer anderen Stadt. Zwischenzeitlich war ich auch ein paar Jahre im Ausland und somit kein Kunde. Insgesamt betrachtet, bin ich wohl aber ein treuer Kunde.

Tatsächlich achte ich sehr auf die Konditionen und habe bei meiner Filialbank ein kostenloses Online-Gehaltskonto. Da passt für mich derzeit alles. Ansonsten wäre ich wohl auch schon längst weg. Gleichzeitig habe ich auch noch Konten bei zwei weiteren Online-Banken.

Was ich dort aber prinzipiell nicht (mehr) in Anspruch nehme sind Beratungsgespräche, insbesondere im Bezug auf Geldanlage. Meiner Auffassung nach bringt das nichts. Die Geldanlage nehme ich lieber selbst in die Hand. Warum?

Tja. Sagen wir es mal so. Optimal lief es beratungstechnisch in der Vergangenheit nicht. Da gab es schon die eine oder andere komische Erfahrung mit der Anlageberatung der Bank(en) So ließ ich mir vor einigen Jahren – im Vorlauf zu einer Immobilienanschaffung – einen Bausparvertrag als VL aufschwatzen.

Damals war ich mitten im Umzug und wollte den Arbeitgeberanteil einfach nicht verfallen lassen. Der Beitrag des Arbeitgebers war recht gering und so war auch die Sparrate gering ausgelegt. Wo man hingegen großzügig war, war die Abschlussgebühr.

Diese wurde mir gegenüber beim Abschluss nicht erwähnt. Den Vertrag hatte ich damals im Umzugsstress nicht ordentlich gelesen. Okay, das war iditiosch, ich geb’s zu. Das passiert mir aber nie wieder. Die Abschlussgebühr lag bei 500,-. Es dauerte ein paar Jahre bis die Gebühren über den Beitrag des Arbeitgebers wieder drin waren.

Auch im Verwandtenkreis gibt es jemanden, der bei der gleichen Bank (andere Filiale in anderem Bundesland) auf Rat des Anlageberaters in einen Geldmarktfonds angelegt hat. Aus 20.000 € sind so in über 10 Jahren stolze 18.000€ geworden. Und falls jetzt jemand fragt, ob da die Ausschüttungen nicht berücksichtigt wurden. Nein, das war kein ausschüttender Fonds.

Vor dem Beratungsgespräch der Bank

In jedem Fall war ich nun sehr gespannt, was mich erwarten würde. Immerhin trägt die Bank das Sparen quasi im Namen. Da müsste man dann doch eine gute Beratung zur Vermögensbildung erwarten, oder?

Ich betrat die Filiale, sprach eine Angestellte an und schilderte folgende Geschichte: Bei mir werden demnächst 10.000,- € frei, die ich gerne anlegen möchte. Man spricht ja so viel über ETFs und ob mir da nicht jemand weiterhelfen könnte.

Die Dame erklärte mir sofort, dass man über diese Bank wohl nicht in ETFs investieren könnte, es gäbe aber andere Angebote, die sehr gut seien. Wir könnten einen Termin mit meinem Berater ausmachen. Das taten wir dann auch und der Termin fiel zufällig auf den 1. April. Wahrlich ein passendes Datum für dieses Beratungsgespräche.

Zu meinem vorherigen Berater hatte ich ein etwas zwiespältiges Verhältnis, dass ich als sehr vorsichtig bezeichnen würde – oder einfach ausgedrückt: ich traute ihm nicht über den Weg. Er war immer sehr eifrig dabei, mir diverse Produkte vorzustellen und am besten unterschriftsreif vorzulegen.

Meine Erwartungen waren daher etwas verhalten. Allerdings gab es wohl personell ein paar Veränderungen bei meiner Bank und ich hatte nun einen mir völlig unbekannten Berater. Na gut, schauen wir also einmal.

In jedem Fall wollte ich ihm eine faire Chance geben. Wer weiß, vielleicht überzeugt mich das Angebot und die Argumente ja dermaßen, dass ich tatsächlich mein Geld dort investiere.

Das Beratungsgespräch bei der Bank

Das Setting

Pünktlich zu meinem Beratungsgespräch fand ich mich in der Filiale ein. Die folgende Wiedergabe beruht auf meinen Gedächtnisnotizen, die ich im Anschluss angefertigt habe. Dementsprechend kann ich Fehler in der Wiedergabe nicht völlig ausschließen.

Der Bankberater macht einen freundlichen und sachlichen Eindruck. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat er nicht den extremen Habitus eines Verkäufers, was mir schon einmal sympathisch ist.

In der Filiale herrscht gerade ohrenbetäubender Lärm, da das Dach saniert wird. Eigentlich witzig. Die gleiche Situation gab es heute Morgen in meinem Büro und ich hatte mich gefreut, dem Lärm zu entkommen, doch stattdessen geriet ich vom Regen in die Traufe. Das geteilte Leid verbindet.

Das sind eigentlich inakzeptable Arbeitsbedingungen und ich vermute, am Abend dröhnt ihm der Kopf. Bei mir wäre da das Kopfweh vorprogrammiert. Okay, ich schweife ab. Zurück zum eigentlichen Thema.

Die Gesprächseröffnung

Ich erkläre dem freundliche Kundeberater also kurz, dass bei mir nächsten Monat 10.000,-€ frei werden. Diese möchte ich gerne langfristig anlegen.

Der Kundenberater legt mir zunächst einmal meinen Kundenfinanzstatus vor. Dabei fällt ihm sofort auf, dass ich keine Hausratversicherung habe. Zu dieser rät er mir sehr. Überhaupt meint er, er würde mich gerne umfassend beraten also z.B. auch bei Rente und Immobilienkauf, etc.

Nun gut. Eine Hausratversicherung kann sinnvoll sein. Persönlich halte ich sie nicht für essenziell, denn wir haben keine wertvolle Wohnungseinrichtung.

Zur Not könnten wir das irgendwie durch unsere Rücklagen stemmen. Mein Motto: für Kosten, die ich im Schadensfall selbst stemmen kann, brauche ich keine Versicherung.

Ich mache klar, dass ich an anderen Produkten gerade wenig Interesse habe. Aktuell geht es mir um die Geldanlage. Insbesondere würden mich diese ETFs interessieren, von denen man so viel hört. (Unter anderem natürlich auch hier auf meinem Blog, aber das erwähne ich jetzt natürlich nicht).

Es folgt nun die Frage, ob ich mich bereits mit Aktien und Fonds auskenne. Ich bejahe das uns sage, dass ich in der Vergangenheit einen Immobilienfonds bespart habe und auch ein paar Einzelaktien wie BASF und Siemens besaß.

Daraufhin folgt das Statement, dass man hier mit Investmentfonds zusammenarbeitet. Diese seien besser als ETFs. Aha. Wieder etwas gelernt (Ironie off).

Ich erfahre, dass ein ETF zwar eine geringe Gebühr hat, dafür aber sehr starr ist, da er sich immer an einen Index wie den DAX anlehnt.

Im Dax sind dann gute Aktien drin, aber auch Problematische wie die Telekom oder die Deutsche Bank. (Wer sich aktuell fragt, bei welcher Bank ich war: die Deutsche Bank kannst Du nun also schon einmal ausschließen.) Diese schlechten Aktien müsste man dann immer mitkaufen, was schlecht für die Performance sei.

Da hätte der Investmentfonds dann schon einen Vorteil, weil der Fondsmanager den Markt ständig beobachtet und entsprechend die Branchen und Aktien auswählt, die vielversprechend sind.

Da konnte ich mir die Zwischenfrage nicht verkneifen: “Und der Fondsmanager schlägt dann den Markt? Immerhin die einigermaßen ehrliche Antwort: “Mal so, mal so”, wobei es eher “Mal so, aber meistens leider nicht.” heißen sollte.

Ich erspare dem Berater und mir weitere Bemerkungen. Ich will ja auch nicht auffallen.

In meinem Artikel über die 22 Nachteile von ETFs habe ich bereits erklärt, warum der Vorwurf, ETFs hätten eine schlechtere Performance da sie viele schlechte Aktien enthalten (Nachteil Nr. 2) so nicht stimmt.

Aktiven Managern gelingt es eben in der Regel leider nicht, die besten Aktien auszuwählen.

Entgegen der Aussagen des Kundeberaters schaffen es die allermeisten aktiv gemanagten Aktienfonds eben gerade nicht, den Index zu schlagen, schon gar nicht langfristig.

Das Argument, dass ich im Beratungsgespräch nun einmal live hören durfte, dass Aktienfonds die höhere Gebühren aufgrund ihrer besseren Performance rechtfertigen, ist leider nicht haltbar.

2 Angebote – Erwartbares und Unerwartetes

Das Unerwartete: ein Brokeragedepot

Für mich völlig unerwartet ging der Kundenberater auf mein Interesse an ETFs ein. Sollte ich ETFs kaufen wollen, könnte er mir ein Brokeragedepot anlegen. Er druckte mir das entsprechende Preis- und Leistungsverzeichnis aus.

Mein vorheriger Kundenberater hatte diese Möglichkeit mir gegenüber nicht einmal auf Rückfrage erwähnt und eisern versucht, mich von den Vorzügen aktiv gemanagter Fonds zu überzeugen. Das mein neuer Kundenberater mehr auf meine Interessen eingeht, rechne ich ihm hoch an.

Verglichen mit meinem Online-Depot erscheint mir das Brokeragedepot einen (guten) Tick teurer zu sein. Leider bietet es wohl auch keine Möglichkeit für Sparpläne. Das ist schon mies. ETFs oder Aktien müssen hier per Einzelkauf erstanden werden.

Dennoch: die sonstigen Konditionen sind einigermaßen fair. Für die Verwahrung fallen jährlich 0,0357% bzw. mindestens 11,90€ an. Das gibt es so bei meinem kostenlosen Online-Depot natürlich nicht, hält sich aber noch im Rahmen.

Deutlich günstiger, ganz egal ob ETFs oder Fonds, geht es mit einem Depot bei Smartbroker:

Beratungsgespräch bei der Bank - ETF-Yogi Undercover, Teil 1 1

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Beim Wertpapierkauf fällt eine Gebühr von 0,25% bzw. mindesten 10€ an. Bei den 10.000€ wären das 25,-€. Auch das ist noch im Rahmen des Üblichen und vertretbar. Soweit so gut.

Natürlich folgt nun der Hinweis, dass ich mich hier um alles selbst kümmern müsste. Als ob mich das stören würde, doch das sage ich lieber nicht und spiele den wenig erfahrenen Anleger.

“Was würden Sie mir den raten?”, frage ich artig.

Es kommt was kommen muss: ein Deka-Fondsdepot

Wie zu erwarten schlug er mir im Beratungsgespräch nun als Alternative ein Fondsdepot der DekaBank vor. Spätestens hier dürfte bei den meisten jetzt der Groschen gefallen sein, bei welcher Bank ich war.

Hierfür gibt es, laut mündlicher Auskunft Depotgebühren von jährlich 12,50,-. Passend dazu erhielt ich die Fondsporträts von 5 Deka-Fonds als Ausdruck.

Zuvor kamm noch kurz die Frage: “Sie sind eher aktienafifn, oder?” “Sieht man mir das mittlerweile schon an?”, musste ich da gleich entsetzt denken.

Spaß beiseite. Ich bin eigentlich schon etwas irritiert, dass mein Risikoprofil nicht genauer ermittelt wird. Immerhin ist es das erste Mal, dass ich bei der Sparkasse als Aktienanleger in Erscheinung trete.

Ich hatte mich vor dem Gespräch eigentlich auf Folgendes festgelegt: ich werde angeben, 100% in Aktien investieren zu wollen. Auf die Frage nach meiner maximalen Toleranzgrenze für vorübergehende Verluste möchte ich dann aber 20-25% angeben.

Das ist eigentlich ein krasser Widerspruch, auf den der Berater reagieren müsste. Ich wollte sehen, welchen Einfluss das auf das Beratungsgespräch hat. Die Abfrage meiner Risikofähigkeit erfolgt jedoch nicht.

Eigentlich hätte ich das von einem guten Berater erwartet, auch wenn ich erwähnt habe, dass ich schon mal in einzelne Aktien und einen Immobilienfonds investiert war. Das gibt Punktabzug.

Die Fonds – ein erster Überblick

Mir wurden 5 Fonds der Gesellschaft Deka vorgestellt. Jeder der Fonds hat einen Ausgabeaufschlag von 3,75% und die laufenden Kosten sind bei allen um die 1,5%.

Deka Investements wäre jetzt auch nicht die Fondsgesellschaft meines Vertrauens. Da habe ich bisher eher Negatives darüber gelesen.

Bis auf einen Mischfonds sind es alle reine Aktienfonds. Das Thema Anleihen kommt nur ganz kurz zu Wort und der Berater hält offensichtlich nichts davon.

Okay. Anleihen bringen langfristig auch tatsächlich kaum bis gar keine Rendite oder sogar leichte Verluste. Gewinnmaximierung ist aber auch nicht ihre Aufgabe. Dabei geht es um die Defensive.

Um einen Vergleich aus dem Fußball heranzuziehen: Aktien sind der Angriff und Anleihen die Abwehr. Viele Privatanleger verkaufen ihr Portfolio frühzeitig, wenn die negativen Ausschläge zu groß werden. Eine größere Beimischung von Anleihen kann die Ausschläge klein halten.

Die beste Strategie nützt schließlich nichts, wenn man sie nicht bis zu Ende durchzieht sonder frühzeitig aufgibt. Ganz so leicht über Anleihen hinwegsehen sollte man daher nicht.

Persönlich habe ich zwar auch keine Anleihen im Portfolio, aber ich bin mir sehr deutlich bewusst, was das heißt. Vorübergehende Verluste von 50% sind damit nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich.

Update: mittlerweile machen Anleihen ca. 10% meines Portfolios aus.

Zwischenfazit

Der neue Berater zeigt sich bisher durchaus kundenorientierter als der Vorherige. Dennoch agiert er als Verkäufer: er muss das an die Frau / den Mann bringen, was da ist.

Das ist legitim. In dem Fall sind es eben die Deka-Fonds. Da möchte ich aber nicht mit ihm tauschen…

Kunden müssen sich bewusst sein, dass sie keine unabhängige Beratung erfahren sondern sich in einem Verkaufsgespräch befinden.

Die durchwegs teuren Fonds, die mir angeboten wurden, lassen sich nur verkaufen, wenn sie eine gute Performance aufweisen. Man ist schließlich nur dann bereit, viel zu bezahlen, wenn die Performance trotzdem stimmt.

Das ist bei allen vorgeschlagenen Fonds der Fall. Leider gibt es bei dieser Art von Performance-Chasing aber keine Gewähr, dass die vergangene Performance sich auch in einer zukünftigen widerspiegelt.

In der Regel ist es so, dass gerade die Sektoren, Regionen etc., die in der nahen Vergangenheit gut liefen, dies mittelfristig nicht aufrecht halten können.

Ausblick auf Teil 2

Im zweiten Teil dieses Artikels bespreche ich die einzelnen Fonds genauer. Zusätzlich stelle ich diese entsprechenden ETFs gegenüber. Dabei werde ich mir dann auch die Gesamtstrategie etwas näher ansehen.

Außerdem wirst Du natürlich erfahren, wie das Beratungsgespräch weiterging und ob ich ein Investment vorgenommen habe. Was denkst Du? Habe ich investiert? Die Antwort findest Du hier.

Welcher Bank kann man bei der Anlageberatung vertrauen? In Beratungsgesprächen empfehlen Berater oft Fonds. Was ist davon zu halten?

Du bist gefragt!

Bestimmt hast Du selbst Erfahrungen mit der Beratung bei Deiner Bank gemacht. Mich würden Deine Eindrücke interessieren. Hast Du in der Vergangenheit über Deine Bank Fonds gekauft und wie liefen/laufen Sie?

Ich bin sehr gespannt darauf, was ich von Euch höre! Vielleicht habt Ihr ja auch etwas Gutes zu berichten. Hinterlasst doch gerne unten einen Kommentar oder auf meiner Facebook– bzw. Instagram-Seite.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Beratungsgespräch bei der Bank – ETF-Yogi Undercover, Teil 1“

  1. […] Empfehlung: Der ETF-Yogi (Finanzblog mit Herz) , hat sich Undercover, einmal einen Termin zu einem Beratungsgespräch bei der Bank geben lassen. Absolut Lesenswert und findest Du hier ! […]

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