Forsa-Studie: Einflussfaktoren wie Sicherheit auf das Anlageverhalten der Deutschen

Studie: Anlageverhalten der Deutschen – Sicherheit wichtig

Eine neue Forsa-Studie untersucht das Anlageverhalten der Deutschen. Im Auftrag der Santander Privatbank befragte Forsa dazu 1.520 Deutsche im Alter ab 18 Jahren. Vielen ist dabei die Sicherheit wichtig.

In der aktuellen Pressemitteilung der Santander heißt es: “Die Angst vor einem Geldverlust an der Börse durch internationale Konflikte oder Umbrüche treibt gegenwärtig viele deutsche Anleger um. Das belegt eine aktuelle Forsa-Studie im Auftrag von Santander. 40% der Aktien- und Fondsanleger lassen sich nach eigenen Angaben stark oder sehr stark von politischen Unsicherheiten beeinflussen.

Aus der Warte eines Buy and Hold-Anlegers, der versucht, stur seinen Kurs zu halten, klingt das nicht nach einem guten Rezept für Erfolg bei der Geldanlage. Schon Meister Yoda lehrte “Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite [der Börse].”

Frei nach Lord Yoda könnte man fortfahren: “Furcht führt zu Verlustangst, Verlustangst führt zum Verkauf und der Verkauf am Tiefstpunkt führt zu einer echt miesen Rendite.”

Anleger orientieren sich an der wirtschaftlichen Situation im In- und Ausland

An der Börse braucht es Weitsicht, Diversifikation und Durchhaltevermögen. Auf keine Fall darf man seine Geschicke von tagespolitischen Geschehnissen und Nachrichtenmeldungen abhängig machen.

Wer sich von den Meldungen rund um den Brexit oder den Handelskrieg zwischen den USA, China und bald vielleicht auch Europa verunsichern lässt und entsprechend handelt, hat meist schon verloren.

Aber gerade das, scheinen die Deutschen zu tun. Neben dem Blick in die Welt, spielt hier wohl auch die wirtschaftliche Situation in Deutschland eine entscheidende Rolle, so die Pressemeldung zur Studie:

Diese Einschätzung bestätigt die von Santander in Auftrag gegebene Forsa-Studie, für die im Zeitraum vom 31. Oktober bis zum 8. November 1.520 Deutsche ab 18 Jahren rund um das Thema Anlage befragt wurden. Sie sollten angeben, von welchen Faktoren sie sich beeinflussen lassen, wenn es um ihre Geldanlage geht. Für 36 Prozent aller Befragten spielen politische Unsicherheiten wie der Brexit, weltweite Handelskonflikte oder nationale Egoismen der EU-Staaten eine wesentliche Rolle im Entscheidungsprozess. Bei den Personen, die bereits Geldanlagen haben, liegt der Anteil mit 40 Prozent sogar noch höher.

Die Bewertung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland selbst hat ebenfalls großen Einfluss auf Anlagepräferenzen. Sie spiegelt sich unter anderem im Wirtschaftswachstum, den Beschäftigungszahlen und der Inflationsrate wider. 44 Prozent der Anleger orientieren sich daran. 59 Prozent bewegen die Niedrigzinsen und Negativrenditen bei Sparprodukten.

Santander-Pressemitteilung (ots): ” Studie: Anleger lassen sich von politischen Unsicherheiten wie dem Brexit stark beeinflussen”, 19.12.2019

Das sind keine guten Aussichten und widerspricht dem Glaubensbekenntnis des Buy and Hold. Buy and Hold ist eine Anlagephilosophie, die davon ausgeht, dass langfristige Investments am Erfolgversprechendsten sind.

In diesen Kontext gehört der Bekannte Spruch “Hin und her macht Taschen leer.” Der Versuch, auf tagesaktuelle Geschehnisse zu reagieren und so den Markt zu timen, wird da eher kritisch gesehen.

Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass breit gestreute langfristige Buy and Hold-Anlagen den Market-Timing-Strategien in punkto Rendite in der Regel überlegen sind.

Deutsche hören bei der Geldanlage auf ihr Umfeld

Nicht völlig überraschend ist die Feststellung der Studie, dass sich 36 Prozent der Befragten bei ihrem Anlageverhalten von Empfehlungen aus ihrem Umfeld, also Familie, Partner, Freunde und Bekannte, beeinflussen lassen.

Bei den 18- bis 38-Jährigen ist der Wert mit über 50% übrigens besonders hoch. Frauen lassen sich außerdem häufiger von ihrem Umfeld beeinflussen als Männer.

Insgesamt sind die Werte beim Anlageverhalten der Deutschen sehr hoch. Junge Frauen dürften dementsprechend sogar besonders empfänglich für die Finanzempfehlungen ihres Umfeldes sein.

Das ist bedenklich. Viele Deutsche haben zwar sicher Ausbildungen mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund. Dennoch würde ich bezweifeln, dass viele im persönlichen Umfeld qualifizierte Honorarberater/-innen hat.

Wobei man heutzutage ja froh sein muss, wenn da heute überhaupt ein direkter Kontakt stattfindet und man sein Gegenüber kennt. Vieles findet heute ja in den sozialen Medien statt und der Begriff Freund hat ja seit Facebook eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Dies scheint mir übrigens ein Manko der Studie zu sein. Informationen zum Einfluss von Foren und sozialen Medien auf das Anlageverhalten der Deutschen sucht man vergeblich. Das wäre aber auch ein wichtiger Aspekt gewesen.

Wie ich täglich miterleben darf, suchen Viele heute ihr Heil in Finanzfragen in Online-Foren. Irgendwie grotesk. Erhofft man sich dort von Nutzern mit klingenden Namen wie Mausi96* oder Finanzhecht18* kompetenten Rat für die Geldanlage. Da erübrigt sich eigentlich jeder weitere Kommentar. Es steht auch im eklatanten Widerspruch zu einem weiteren Befund der Studie zum Sicherheitsbewusstsein.

[* frei erfundene Nutzernamen. Sollte es Nutzer mit diesen Namen geben, ist das rein zufällig.]

Sicherheit ein entscheidendes Kriterium

Das Sicherheit für die Deutschen laut der Forsa Studie ein wichtiges Thema ist – und für Frauen noch stärker als für Männer – überrascht nicht wirklich:

Sicherheit ist für die Deutschen nach wie vor der bedeutendste Faktor bei Anlageentscheidungen, zeigt die Erhebung. 80 Prozent der Anleger und 78 Prozent der Nicht-Anleger werden dadurch stark oder sehr stark beeinflusst, ob ihnen eine Geldanlage sicher erscheint. Bundesbürgerinnen bewerten den Ausschluss von Risiken übrigens noch höher als Männer (82 zu 75 %).

Santander-Pressemitteilung (ots): ” Studie: Anleger lassen sich von politischen Unsicherheiten wie dem Brexit stark beeinflussen”, 19.12.2019

Wie stark sich die Befragten der Studie bei der Geldanlage von der Sicherheit leiten lassen, habe ich in folgender Grafik zusammengefasst:

Forsa-Studie zum Anlageverhalten der Deutschen im Auftrag der Santander - Chart zeigt, dass Sicherheit den meisten stark oder sehr stark wichtig ist.
Daten: Forsa-Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, 12. November 2019

Jüngere Anleger sicherheitsbewusster als Ältere

In der Pressemitteilung fand sich zwar die Überschrift “Jüngere sicherheitsbewusster als Ältere”, Informationen dazu suchte man im Text aber leider vergeblich.

Die Ankündigung, dass jüngere Anleger sicherheitsbewusster sind als Ältere, ist erst Mal überraschend. Das weckte mein Interesse und ich warf gespannt einen Blick in die Forsa-Studie zum Anlageverhalten der Deutschen.

In der Tat, das höchste Sicherheitsbewusstsein bei der Geldanlage scheinen die 18- bis 38-Jährigen zu haben. Hier geben 83% der Befragten an, dass sie sich bei der Geldanlage (sehr) stark von der Sicherheit der Geldanlage beeinflussen lassen.

Die über 74-Jährigen geben an, deutlich weniger sicherheitsbewusst zu sein und haben mit 73% sogar den niedrigsten Wert. 73% ist natürlich insgesamt noch recht hoch, aber irgendwie ist das trotzdem eine verkehrte Welt? Was ist da los?

Gerade im fortgeschritteneren Alter sollte man doch wirklich wert auf die Sicherheit der Geldanlage legen. Wer möchte mit über 74 gerne noch einen mehrjährigen Bärenmarkt aussitzen. Hat man da wirklich noch die Zeit, mehrere Jahre auf sein Geld zu warten?

Besonders mit Blick auf die älteren Anleger kann man Matthias Ruddat, Bereichsleiter Investments Santander, zustimmen, der feststellt:

“Für sicherheitsbewusste Anleger empfiehlt sich eine breite Streuung über unterschiedliche Produktklassen, Laufzeiten und Märkte, um Chancen und Risiken nach den persönlichen Bedürfnissen auszubalancieren.”

Santander-Pressemitteilung (ots): ” Studie: Anleger lassen sich von politischen Unsicherheiten wie dem Brexit stark beeinflussen”, 19.12.2019

Einfluss der persönlichen finanziellen Situation auf die Geldanlage

Der Sinn, nach dem Einfluss der persönlichen finanzielle Situation auf das Anlageverhalten der Deutschen zu fragen, ist mir nicht so ganz klar. Was ich mit der Feststellung der Studie anfangen soll, dass sich Anleger bei ihrer Geldanlage etwas häufiger von ihrer persönlichen finanziellen Situation beeinflussen lassen als Nicht-Anleger, weiß ich nicht wirklich.

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Anleger sich ihrer eigenen finanziellen Situation besser bewusst sind und sie das Thema Geldanlage auch mehr interessiert. Dementsprechend ist das Ergebnis natürlich erwartbar und ziemlich nichtssagend.

Aufschlussreich wäre vielleicht die Frage gewesen, wie vermögende oder nicht-vermögende Anleger bzw. Nicht-Anleger in verschiedenen Altersklassen und Geschlechtern das beurteilen. Diese Differenzierung ist aber – zumindest aus dem veröffentlichten Material – nicht ersichtlich.

Die gleiche Ratlosigkeit ergibt sich bei dem Ergebnis, dass sich die jüngeren Generationen häufiger von ihrer finanziellen Situation beeinflussen lassen als die Älteren. Ist das erstaunlich?

Ich finde nein. Es ist ja durchaus logisch. Die jüngere Generation hat weniger Geld zur Verfügung. Das Fehlen von Kapital (= die finanzielle Situation) in jungen Jahren dürfte das Verhalten bei der Geldanlage sicher beeinflussen.

Auch hier erscheint mir eine Binnendifferenzierung in Vermögende oder Nicht-Vermögende zentral, damit daraus irgendein Erkenntnisgewinn entstehen kann.

… aber vielleicht stehe ich ja auch nur auf dem Schlauch und verstehe den tieferen Sinn der Studie nicht wirklich. (Dann freue ich mich schon richtig auf Deinen Kommentar, der es mir erklärt.)

Fazit – Studie zum Anlageverhalten der Deutschen

So oder so. Die Forsa-Studie zum Anlageverhalten der Deutschen belegt einmal mehr, dass die Bundesbürger extrem sicherheitsbewusst sind und sich Sorgen über politische Entwicklungen machen, egal ob hier oder anderswo. Etwas überraschend: Ältere scheinen in der Tat etwas weniger sicherheitsbewusst zu sein als Jüngere.

Auf den ersten Blick widerspricht das der üblichen Logik, im Alter weniger Risiken bei der Geldanlage einzugehen. Das Sicherheitsbewusstsein der Deutschen ist aber ohnehin extrem hoch und man kann es eventuell auf eine höhere Finanzbildung schieben, die im Laufe des Lebens erlangt wurde.

Insgesamt wurde die Frage, was man bei der Geldanlage als sicher bezeichnet, vermutlich nicht thematisiert. Die konkreten Fragen liegen mir leider nicht vor.

Letztlich ist Sicherheitsempfinden doch sehr individuell. Persönlich halte ich, zum Beispiel, breit gestreute Indexfonds trotz 100%-igem Aktienanteil bei langfristigen Haltedauern für durchaus sicher. Per allgemeiner Definition sind sie aber hoch riskant.

Geldeinlagen mit 0% Rendite oder Negativzinsen halte ich hingegen für sehr riskant. Dank der Inflation ist hier doch ein Verlust quasi sicher. Sie gelten in der Regel aber als sehr sicher.

Am Symptom, dass laut Deutschem Aktieninstitut nur 10,3 Millionen Deutsche, bzw. 16,2%, entweder direkt oder indirekt in Aktienwerte investiert sind, ändert so eine Studie vermutlich leider wenig. Die Deutschen bleiben vorerst wohl Aktienmuffel.

Man kann aus der Forsa-Studie zum Anlageverhalten der Deutschen aber durchaus ein paar Schlüsse ziehen. Da die Deutschen primär an Sicherheit bei der Geldanlage interessiert sind, muss man wohl hier ansetzen, wenn man etwas ändern möchte. Dies kann zum einen über eine bessere Finanzbildung geschehen.

Zum anderen braucht es wohl aber auch sichere und zugleich kostengünstige Finanzprodukte mit einem gewissen Aktienanteil. Hier wäre die Finanzindustrie gefragt, (für die Anleger) sinnvolle Produkte zu entwickeln.

Da verwundert es auch nicht, dass der breit diversifizierte Arero Weltfonds gerade vermeldet, die Schwelle von einer Milliarde € Fondsvolumen übersprungen zu haben. Mit der Kombination von Aktien, europäischen Rentenwerten und Rohstoffen bietet der Index-Mischfonds für deutsche Anleger wohl eine attraktive Mischung aus Sicherheit und Rendite.

In den USA gibt es mit den Defined Outcome ETFs da ebenfalls eine neue Entwicklung, die vielleicht auch für die deutschen Anleger mit ihrem hohen Sicherheitsbedürfnis von Interesse sein könnte.

Bei diesen quasi swap-basierten Defined Outcome ETFs werden Gewinne, die über einer bestimmten Höhe gehen, nach oben limitiert. Im Gegenzug werden aber auch Verluste, sofern sie innerhalb eines gewissen Rahmens bleiben, nach unten begrenzt. Ein interessantes Konzept, das auch hierzulande Anklang finden dürfte.

Wie so oft bei strukturierten Produkten ist es dann aber nicht ganz so einfach. Hier lohnt sich zukünftig vielleicht auch mal ein eigener Artikel dazu…

Die Santander-Pressemitteilung zum Anlageverhalten der Deutschen findest Du hier und den Link zur Forsa-Studie dort.

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