Aktien und Frauen. Legen Frauen Geld besser an als Männer?

Aktien und Frauen: Legen Frauen Geld besser an als Männer?

Aktien und Frauen? Passt das überhaupt zusammen? Und wer legt das Geld eigentlich besser an? In vielen Fällen sind in traditionellen Familien die Männer dafür zuständig? Das legt doch nahe, dass sie die besseren Anleger sind, oder? Oder legen Frauen Geld besser an als Männer? Ausgehend von einer aktuellen Meldung, schaue ich mir das in diesem Kommentar etwas genauer an. Gibt es am Ende sogar etwas, was Männer von Frauen bei der Geldanlage lernen können?

Legen Frauen Geld besser an als Männer?

Legen Frauen Geld besser an als Männer? Bei der bloßen Frage reiben sich viele Männer vermutlich bereits verwundert die Augen.

Im traditionellen Familienmodell, dass immer noch weit verbreitet ist, verdient Mann als Hauptverdiener das (meiste) Geld und Frau kümmert sich um die Kinder und den Haushalt.

Natürlich. Was auch sonst? Auch in Zeiten der Emanzipierung ist dieses Modell immer noch weit verbreitet.

Und geht Frau doch arbeiten, sorgt das Ehegattensplitting dafür, dass bei ihrem Mann monatlich häufig deutlich mehr auf dem Konto landet.

Da scheint es ja nur logisch zu sein, dass Mann sich auch um die Finanzen kümmert. Geldanlage ist also Männersache?

Doch ist das wirklich eine gute Idee? Ist das vielleicht sogar ein großer Fehler? Legen Frauen Geld besser an als Männer am Ende?

Frauen sind die besseren Anlegerinnen

Ein kurzer Artikel auf tagesschau.de ging vor Kurzem dieser Frage nach: legen Frauen Geld besser an als Männer?

Ist da etwas daran? Vermutlich schon. Der Artikel suggeriert: Frauen sind die besseren Anlegerinnen.

Neue Ansichten hatte der Artikel für mich aber leider wenige parat.

Die inhaltliche Grundlage bezog sich auf eine Studie der ING von 2019, über die ich bereits vor über einem Jahr berichtet hatte.

Tatsächlich hatte ich mir also mehr – bzw. zumindest neue Einsichten – von diesem Artikel erwartet, aber na gut.

Noch einmal kurz zusammengefasst, kam die ING-Studie zu folgendem Schluss:

Der durchschnittliche Anleger erzielte 2019 eine Rendite von 23,5%.

Nun gut, dass ist für sich genommen eigentlich ziemlich beachtlich und sollte einen mehr als zufriedenstellen. Mit einer solchen Rendite könnte ich gut leben.

Interessant wird es aber eben, wenn man sich ansieht, wie die geschlechtsspezifische Rendite aussieht.

Hier liegen Männer, die wohl die überwiegende Mehrheit ausmachen, mit 23,5% genau im Durchschnitt.

Frauen sind hingegen mit einer Rendite von 24,11% knapp besser als der Durchschnitt.

Das ist hart. Denn welcher Mann hört schon gerne, dass er durchschnittlich ist?

Gerade an der Börse, wo man die Jäger und Sammler-Mentalität noch richtig ausleben kann, trifft das viele Männer hart.

Schließlich ist Mann doch davon überzeugt, dass man da so manche tolle Aktie “erlegt” hat.

Was dabei aber oft übersehen wird, sind die vielen Flops, die beim Stockpicking ja auch vorkommen.

Anderen erzählt man ja gerne von den tollen Gewinnen die man mit Apple, Tesla etc. eingefahren hat.

Mit den Verlusten, die man hingegen mit anderen Aktien erleben durfte, prahlt man eher selten.

Die müsste man in die eigene Performance aber auch mit aufnehmen.

Holger Zschäpitz warf das seinem Kollegen, Dietmar Deffner, zuletzt ja auch ein bisschen vor.

Er kritisiere, dass er immer zu viel über seine tollen Aktienpicks spricht und dabei vernachlässigt, was alles schief ging.

Klar klingt es toller, über die Gewinner im Portfolio zu sprechen als über die Verlierer.

Diese selektive Kommunikation vermittelt aber einen falschen Eindruck von der Börse und weckt bei Einsteiger*innen falsche Ideen.

Die Frage “Legen Frauen Geld besser an als Männer?”, scheint also eine deutlich Antwort zu haben: Frauen sind die besseren Anlegerinnen, oder?

Es kommt aber noch schlimmer. Tatsächlich kam die Studie auch zum Schluss, dass junge Anleger eine bessere Rendite erzielten als ältere.

Die Gruppe der 26- bis 35-jährigen schaffte es sogar auf eine Rendite von ca. 26%!

Also, hergehört, ihr alten weisen Männer! Ihr seid nicht mehr das Maß aller Dinge, zumindest nicht bei der Geldanlage im Jahr 2019.

Hört bei der Geldanlage lieber auf Eure Ehefrauen – oder noch bessere: auf Eure Töchter!

Erstaunlich, dass es in letzter Zeit trotzdem so viele Ratgeber gibt, die sich speziell an Frauen richten, so als hätten Sie es besonders nötig…

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Aktien und Frauen – Studie der Consorsbank zeigt ein anderes Bild

Aktien und Frauen? Ist das Ganze vielleicht doch nicht mehr als nur eine Momentaufnahme bei einem bestimmten Anbieter und damit gar nicht aussagekräftig?

Legen Frauen Geld besser an als Männer oder etwa doch nicht?

Eine Studie der Consorsbank von 2019 zeigt tatsächlich ein leicht anderes Bild.

Der Aktienanteil im Depot ist hier bei den Frauen ebenfalls geringer als bei den Männern und das mit 55,5% zu 63,6% sogar recht deutlich.

Auch hier ist der Fondsanteil mit 75,5% zu 67,4% bei den Frauen deutlich höher.

Über den 3-Jahres-Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2019 haben hier aber die Männer mit einer Rendite von 16,2% gegenüber 15,5% knapp die Nase vorne.

Sind also letztlich Männer die besseren Anleger? Nicht wirklich.

Frauen erreichen den vergleichbaren Wert ja mit deutlich ausgewogeneren Portfolios.

Trotz der defensiveren Ausrichtung ist die Performance vergleichbar und das bei niedrigerer Volatilität.

Gerade in Krisenzeiten kann das von großem Vorteil sein und vor Panikverkäufen schützen.

Frauen scheinen also trotzdem, so zumindest mein Eindruck, die reflektierteren und letztlich besseren Anlegerinnen zu sein.

Motley Fool: legen Frauen Geld besser an als Männer?

Motley Fool hatte kürzlich dann einen englischsprachigen Artikel, der Folgendes darlegte: schon 20 Jahre lang legen Frauen Geld besser an als Männer, so scheint es.

Hier die Hauptaussagen:

  • Weibliche Investoren erzielen eine bessere Rendite, die laut manchen Studien bis zu 1% höher ist.
  • Frauen legen ihr Geld defensiver an und haben daher auch geringere Verluste in rauhen Börsenzeiten.
  • Nur ein Viertel der Anlegerinnen ist in Aktienwerte investiert und haben einen höheren Cash-Anteil.
  • Weniger als 5% der Frauen gehen in ihren Portfolios ein hohes Risiko ein.
  • Frauen sind bei der Geldanlage geradliniger und schichten ihre Portfolios nicht so häufig um.
  • Frauen haben geringere Verdienste, habe aber eine höhere Sparquote bzw. Rücklagen für die Rente.

Also legen Frauen Geld besser an als Männer?

Na ja, als Mann würde ich sagen, das nur ein Viertel der Frauen in Aktienwerte investiert, ist natürlich nicht ganz ideal.

Ansonsten machen “Frauen” – wohl eher die durchschnittliche Frau – aber ziemlich viel richtig.

Was kann Mann bzw. Frau davon lernen?

Aktien und Frauen? Männer und Frauen? Frauen sind die besseren Anlegerinnen? Egal. Letztlich ist es wohl nicht wichtig, ob Mann oder Frau.

Es kommt nur darauf an, dass man ein paar Sachen richtig macht.

Tatsächlich können da auch alte weise Männer ihre Schlüsse daraus ziehen und vielleicht doch noch bessere Anleger werden.

Am besten schauen sie sich dafür etwas von den Damen ab. Oder noch besser: beide schauen sich etwas von einander ab.

Welche Faktoren scheinen vorteilhaft zu sein?

  • Männer habe einen höheren Aktienanteil. Das kann vorteilhaft sein, solange man sich nicht bei der eigenen Risikotoleranz überschätzt
  • Frauen investieren hingegen generell eher in Aktienfonds statt in Einzelaktien . Also nicht so viel Stock Picking betreiben, liebe Männer.
  • Und in jedem Fall: hin und her macht Taschen leer. Das Portfolio nicht ständig umschichten bzw. ständig kaufen und verkaufen.
  • Außerdem: Sparquote maximieren. Hier gilt: je früher man anfängt und je höher, umso besser, da das Geld dann länger arbeiten kann.

Kurz gefasst: es scheint ideal zu sein, regelmäßig zu sparen, einen Buy and Hold-Ansatz mit Aktienfonds zu verfolgen und sich beim Risiko nicht zu überschätzen.

Toll umsetzen lässt sich so etwas in einem kostenfreien Depot mit Sparplänen auf kostengünstige, breit streuende ETFs.

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Apropos kostenfreies Depot. Manche meiner ETFs bespare ich bei Trade Republic – Werbung

Dann kann Mann oder Frau, meiner Meinung nach, auch den Aktienanteil höher lassen, ohne Gefahr zu laufen, dass es einen Totalausfall gibt (siehe Wirecard).

Und bitte, bitte, lieber Männer: nehmt dafür doch einfach Mal einen handelsüblichen marktbreiten ETF.

Wenn man sich die Beiträge in vielen Internetforen ansieht, dann dreht sich da alles ständig um irgendwelche Nischen-ETFs, die hohe Rendite versprechen.

Egal ob Wasserstoff, Clean Energy, Gaming oder Hanf, das sind vor allem Hype-Geschichten, oft mit hohen laufenden Kosten.

Langfristig ist das schon fast eine Garantie für niedrige Renditen, wobei an der Börse natürlich nichts sicher ist, denn die letzten Jahre haben gerade solche ETFs stark geboomt.

Mit einem breit angelegten einzelnen ETF auf den MSCI ACWI oder FTSE All-World, der einfach den Markt abbildet, wird man den Markt natürlich nicht schlagen.

Dafür gehört man aber auch nicht zu den Verlierern und könnte dann auch beim Geschlechterkampf etwas aufholen.

So gelingt es vielleicht, dass die Antwort auf die Frage “Legen Frauen Geld besser an als Männer?” im nächsten Jahr nicht wieder heißt: “Frauen sind die besseren Anlegerinnen.”

Mein Schimpansen-Portfolio

Aktien und Frauen? Von wegen. Wer ist nun tatsächlich der/die beste Anleger*in? Mann oder Frau?

Weder noch, zumindest wenn es ums Stock Picking geht und man den Homozentrismus außen vor lässt.

In einer Studie konnte ja gezeigt werden, dass Schimpansen regelmäßig aktive Fondsmanager schlagen.

Sie wählten 30 Aktien mit Darts aus und waren damit erfolgreich

Vor einiger Zeit hatte ich daher einen kleinen Selbsttest gestartet und ein Schimpansen-Portfolio eingerichtet.


Logo wikifolio.com (Bild, 120x40)

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Mein investierbares Wikifolio-Musterportfolio enthält aber ca. 100 Aktien, die weltweit gestreut sind und mittels Zufallsgenerator aus dem wikifolio-Anlage-Universum ausgewählt wurden.

Es war an der Zeit, da Mal nachzusehen, was daraus wurde – und siehe da: gar nicht so schlecht.

Seit Auflage am 24.2019 hat das Portfolio eine Rendite von 58,9% eingefahren.

Auf ein Jahr liegt es jetzt gerade bei 52,1%. Das kann sich doch sehen lassen.

(Die durchschnittliche Jahresperformance des wikifolios wird derzeit leider fehlerhaft angezeigt.)

Teil des Erfolges war zugegebener Maßen, dass ich von Anfang an die Cassava Sciences-Aktie im Portfolio habe, die dem Portfolio derzeit ein Plus von über 4.600% und einen etwas 6-stelligen Zuwachs beschert.

Derzeit macht die Aktie jetzt gut 30% des Portfolios aus und schreit damit natürlich lauthals nach einer Gewinnmitnahme, die notwendig ist, um die Ausgewogenheit im Portfolio wieder herzustellen.

Somit ziehe ich als Mann – stellvertretend auch für alle Frauen – meinen Hut vor den Schimpansen!

Sie scheinen noch einmal deutlich bessere Anleger*innen zu sein!


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Kommentare

2 Antworten zu „Aktien und Frauen: Legen Frauen Geld besser an als Männer?“

  1. Ich würde sagen: Wenn Frauen in Aktien investieren, dann besser, weil breiter diversifiziert. Es tun nur leider nicht genug. Daher besteht wohl doch Bedarf nach all den aktuellen Finanzratgebern speziell für Frauen.
    Ich finde es nicht sinnvoll, die Frage basierend auf der durchschnittlichen Rendite von einem speziellen Jahr (oder auch 3 Jahren) beantworten zu wollen. Wichtig ist doch, was nach 15+ Jahren insgesamt im Depot passiert ist.
    Viele Grüße
    Jenni

    1. Vielen Dank für Deinen Kommentar und Input. Ja, klar. Genau das denke ich auch. Daher ja auch meine “Bitte” (an die Männer, aber eigentlich alle Anleger), einfach mal über einen handelsüblichen marktbreiten ETF nachzudenken. Natürlich sind 2-3 Jahre da nicht aussagekräftig, denn das ist bloß eine Momentaufnahme. Tatsächlich denke ich, dass der Trend zu breiteren, sichereren Anlageformen in Verbindung mit weniger Handelsaktivität sich auch langfristig positiv auswirken müsste. Der Motley Fool-Artikel titelte ja “A Summary of 20 Years of Research and Statistics on Women in Investing”. Tatsächlich ging dann aber weder der Text noch die zitierten Quellen auf den langfristigen Zeitraum ein, was etwas enttäuschend war.
      Viele Grüße zurück,
      Rolf

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