Buy and Hold mit ETFs in Zeiten der Corona für Anleger.

Buy and Hold in Zeiten der Corona: ist nun alles anders?

Buy and Hold? Ist das in Zeiten der Corona noch der richtige Ansatz? Dieser Frage gehe ich in diesem Artikel nach. Es war Mal wieder an der Zeit für einen Artikel zu Corona.

Schließlich hatte der Kollege Felix vom Finanzblogroll gerade auf Facebook verkündet, dass ab jetzt nur noch Beiträge zu Corona in seiner Blogroll veröffentlicht werden und dieser Anforderung komme ich hiermit nach.

Okay. Sein Post erschien am 1. April und sollte vermutlich ebenso wenig ernst genommen werden wie meine Vorstellung des Vanguard All-World Guaranteed Gains-ETF. So ein ETF wäre zwar toll, war aber leider nur erfunden.

Erstaunlicher Weise taten das aber sehr viele Menschen, denn ich bekam eine Email von Vanguard mit der Bitte, den Artikel klar als Aprilscherz zu markieren.

Über 10.000 Menschen hatten den Artikel innerhalb von 2 Tagen gelesen und anscheinend gab es in der Folge viele Anfragen von Vanguard-Kunden, wo man diesen ETF bekommen kann.

Bei dem Gedanken daran muss ich jedes Mal schmunzeln. Gerade in Zeiten der Corona ist das doch ein tolles Ergebnis für einen Artikel zur Geldanlage, der nichts mit Corona zu tun hat.

Doch zurück zum Thema: Corona. Natürlich stellt sich auch mir die Frage, ob das Thema Finanzen in dieser Situation jetzt überhaupt eine Rolle spielt. Ist der schnöde Mammon so wichtig? Sollte es jetzt nicht ausschließlich um die Gesundheit gehen?

Klar. Die muss an erster Stelle stehen. Gesundheit ist das höchste Gut. Lebenszeit ist unsere wichtigste, wenn auch leider eine endliche Ressource. Das Corona-Virus macht uns das gerade sehr deutlich.

Wer über medizinische Grundbildung verfügt – und ich habe selbst früher ein paar Jahre Beatmungspatienten betreut – kommt nicht umhin, sich um sich selbst oder andere Menschen, die einem lieb und wichtig sind, Sorgen zu machen.

Deshalb hatte ich auch erst eine Weile mit mir gehadert, ob ich in Zeiten der Corona überhaupt einen weiteren Artikel zur Geldanlage schreiben sollte. Dann habe ich mich aber doch dafür entschieden. Dafür gibt es für mich zwei Gründe:

Erstens, ermüden mich die ständigen Corona-Berichterstattungen mittlerweile ein bisschen. Sich zwischendurch Mal mit etwas anderem zu beschäftigen, ist doch erfrischend.

Zweitens dreht sich die Welt auch trotz Corona weiter. Die Aktienmärkte reagieren momentan sehr hektisch und oft auch panisch. Viele Anleger plagen hier nun zusätzlich zu den Sorgen um Ihre Gesundheit auch finanzielle Ängste.

Dabei könnten sich gerade langfristig orientierte Anleger – auch in Zeiten der Corona – etwas entspannen, wie ich finde. Wenn Dich vor allem ein paar Zahlen der Vergangenheit dazu für den MSCI World interessieren, dann spring am Besten gleich zu Punkt 3.

Buy & Hold nur was für gute Zeiten?

Die Buy & Hold-Anlagestrategie, auf Deutsch “Kaufen und Halten”, war unter Privatanlegern die letzten Jahre sehr beliebt. Das klingt in guten Zeiten auch toll. Nicht spekulieren und ständig handeln, sondern einfach warten und zusehen wie die Gewinne wachsen.

Doch ist das in Zeiten der Corona noch angebracht? Ist Buy & Hold nur was für gute Zeiten? Von wegen zurücklehnen und den Aktienwerten beim Wachsen zu sehen – die meisten Anleger durften zuletzt wahrscheinlich entsetzt betrachten, wie ihr Portfolio jeden Tag immer weiter schrumpfte.

Corona lässt auch Finanzblogger nicht kalt

Auch die Finanzblogger/-innen äußern sich zu Corona. Natürlich findest Du viele, die dazu raten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Einige verbreiten sogar geradezu eine richtige Goldgräberstimmung nach dem Motto: den Crash als Chance begreifen.

Andere, wie zum Beispiel die Ex-Studentin, lässt es nicht so kalt. Sie ist bereits seit über 5 Jahren an der Börse aktiv, betreibt einen sehr schönen Blog und schrieb kürzlich einen bewegenden Artikel zu Corona. Dieser bringt Ihre Ambivalenz und die Achterbahn der Gefühle sehr ehrlich und deutlich zum Ausdruck.

So langsam sollte ich den Rat erfahrener Börsianer befolgen und nicht mehr in mein Depot schauen. Es ärgert mich, dass ich meine Wertpapiere nicht (wie wenige Glückliche) vor einem Monat verkauft habe. Als die ersten Corona-Fälle in Deutschland ankamen, habe ich durchaus daran gedacht, zumindest einen Teil meines Depots zu liquidieren. Letztlich dachte ich mir aber: „Jetzt kannst du mal Nerven beweisen. Das ist ein kurzes Husten an der Börse und bald sehen wir wieder Höchststände“. Mittlerweile bin ich mir (typisch Krise) nicht mehr so sicher und lasse mich von den apokalyptischen Zukunftsszenarien anstecken.

Quelle: exstudentin.de

Ist Buy & Hold also doch nur eine Schönwetter-Anlagestrategie? Ist das am Ende nur etwas für gute Zeiten bzw. etwas, was in der Vergangenheit funktioniert hat und nichts für eine Krise wie diese? Ist dieses Mal alles anders?

Eine Bemerkung zur Ex-Studentin braucht es noch. Sie betreibt einen sehr schönen Blog und dass ich Ihren Artikel als Beispiel verwendet habe solltest Du bitte nicht als Kritik an Ihr auffassen. Zweifel sind normal und nicht jeder geht damit so ehrlich und offen bzw. öffentlich um wie die Ex-Studentin. Das finde ich sehr respektabel.

Zweifel darf man haben und man sollte sie sich auch offen eingestehen. Natürlich kommen mir auch Zweifel, wenn ich ins Depot schaue und sehe, dass alles rot ist. Am Ende kommt es darauf an, ob man ihnen nachgibt oder nicht.

Corona bestimmt die Internetforen

Wenn Du Dich derzeit in Internetforen wie der finanzfluss community- oder der ETF-Strategie-Facebookgruppe umschaust, dann gibt es auch dort zahlreiche Diskussionen rund um Corona, die sich nahtlos einreihen. Diese sind natürlich nicht immer explizit so gekennzeichnet.

Da finden sich nicht selten Beiträge wie dieser “Ich bespare seit 3 Jahren regelmäßig einen MSCI World. Soll ich jetzt nicht lieber schnell alles verkaufen, bevor es noch weiter runtergeht?

Bei anderen ist es genau umgekehrt. Da wird gejammert und angeklagt: “Eigentlich war mein erster Instinkt, sofort alles zu verkaufen. Im Forum hieß es aber immer, man solle Buy & Hold machen. Daher habe ich alles gehalten, aber jetzt bin ich mit 5000€ im Minus. Die, die einem raten zu halten, handeln doch unverantwortlich. Was soll ich nur machen?”

Wieder andere suchen nach tollen Anlage-Chancen bzw. Aktien zum Schnäppchenpreis. Warum einem hier in fast jeder Aktien-Gruppe dann so riskante Tipps wie die TUI begegnen, bleibt mir ein Rätsel, vor allem wenn ich doch auch ganz einfach in einen breiten ETF investieren kann.

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Die Gefühle und Meinungen der Anleger möchte ich hier nicht bewerten. Gefühle wie Angst, Panik und Gier sind menschlich. Es ist vollkommen natürlich, sie zu haben. Doch sollten wir zulassen, dass sie unser Anlage-Verhalten beeinflussen?

Manche Facebook-Gruppen, wie die Kleine Finanzzeitung von Christian Thiel zum Beispiel, arbeiten daher bewusst mit Beschränkungen, um unerfahrene Anleger zu schützen. Auch wenn es da meist um Einzelaktien geht, kann ich der Vorgehensweise etwas abgewinnen.

Immerhin wird explizit darauf geachtet, eine positive Grundstimmung aufrecht zu halten, die Neuanleger nicht zu schlechtem Verhalten verleitet. Angst ist kein guter Ratgeber, insbesondere nicht an der Börse.

Wie reagieren Privatanleger auf die Corona-Krise?

Foren und Blogs sind das eine. Doch wie reagieren die Privatanleger tatsächlich? Dass es wichtig wäre, Privatanleger in der Corona-Krise an die Hand zu nehmen, zeigt der aktuelle Morningstar-Newsletter vom 31.3.2020. Hier ist von Rekordabflüssen bei Aktienfonds die Rede. Explizit heißt es dort:

Die stärksten Abflüsse fanden dabei in den beiden Wochen statt, in denen die Kursverluste am Aktienmarkt am größten waren, also zwischen dem 9. und 13. März sowie in der Börsenwoche vom 16. bis 20. März.

Morningstar Newsletter, 31.3.2020

Das war zwar erwartbar, ist aber trotzdem tragisch, da viele Privatanleger auf diese Weise Verluste in großer Höhe realisiert haben dürften. Das zarte, aufkeimende Pflänzchen deutscher Aktienkultur könnte dadurch nachhaltig einen Schaden erlitten haben.

Langfristig sind die Aktienmärkte immer gestiegen. Daran wird auch die Corona-Krise bzw. der Corona-Crash nichts ändern. Klar. Es kann jetzt zu einer Rezession kommen und eventuell werden die Kurse 1-2 Jahre im Keller sein.

Gerade wenn Du Dir die Situation in den USA ansiehst, ist da viel Potential für weiter sinkende Aktienwerte. Dem Land steht, wie so vielen anderen, wohl das Schlimmste noch bevor.

Ist die Krise aber überstanden, werden die Kurse gewiss wieder steigen und neue Höchstwerte erreichen. So war es zumindest in der Vergangenheit und aktuell erkenne ich auch keinen Grund, warum es dieses Mal anders sein sollte.

Zweifellos wird es in Zeiten der Corona sicher nicht jedes Unternehmen bis zur Normalisierung durchhalten. Einige werden in der Insolvenz enden und ihre Aktien werden ein Delisting erfahren.

Da ist es wichtiger denn je, auf marktbreite ETFs zu setzen. Dann kannst Du die Corona-Krise einfach aussitzen. Bei der anschließenden Erholung bist Du dann mit dabei.

Diese kann ein, zwei Jahre auf sich warten lassen – mit etwas Pech auch mehr – oder sehr rasch erfolgen. Niemand weiß, wann der Gegentrend einsetzt. Er ist nicht vorhersagbar.

Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass die Erholung der letzten Woche bereits die Trendwende darstellt, kann das durchaus so sein und den abschließenden Bemerkungen im Morningstar-Newsletter schließe ich mich voll an:

Natürlich dauert es, bis Verluste wieder aufgeholt werden, aber es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Market Timing zu suboptimalen Ergebnissen führt. Entscheidend für den Anlageerfolg ist, dabei zu bleiben, auch dann, wenn die Zeiten an der Börse schwierig sind. Die Hoffnung, dass sich diese Erkenntnis bei Anlegern irgendwann durchsetzen wird, stirbt zuletzt.

Morningstar Newsletter, 31.3.2020

Für ängstliche Anleger kann daher ein Robo-Advisor, wie ihn die Quirion-Bank anbietet, gewisse Vorteile bieten. Dabei ist es bei der Quirion-Bank auch möglich, zusätzlich die Dienste einer Honorarberatung in Anspruch zu nehmen. In einer Situation wie derzeit kann das sehr hilfreich sein.

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Buy and Hold ist nicht nur etwas für gute Zeiten

Buy and Hold ist keine Schönwetterstrategie

Die letzten Sätze des Morningstar-Newsletter sind wichtig und machen klar: Buy and Hold ist keine Schönwetterstrategie. Nein. Es kommt gerade darauf an, dass Du es auch in schlechten Zeiten durchhältst.

Buy and Hold für Anleger mit ETFs in Zeiten der Corona? Eine Schönwetterstrategie? Bild zeigt einen Park in Neu Delhi, Indien.
Buy and Hold eine Schönwetterstrategie?

In Zeiten ständig steigender Kurse ETFs zu halten kann jeder. Das fordert Anleger nicht. Verkaufen Buy & Hold-Anleger aber beim ersten Anzeichen einer Krise, ist das eher tragisch.

Es offenbart, dass überhaupt nicht verstanden wurde, worum es bei Buy and Hold geht. Es liegt da wohl ein fundamentales Missverständnis vor. Buy and Hold ist leicht, heißt es oft. Von wegen.

Vordergründig mag das stimmen, denn es ist technisch leicht umzusetzen. Kaufen und Behalten. Zack. Das war’s. So scheint es… Tatsächlich ist es aber überhaupt nicht leicht, Buy and Hold umzusetzen.

Buy and Hold schützt Anleger nicht vor Verlusten an den Aktienmärkten. Diese können immer und jederzeit eintreten und auch beträchtlich sein – und Buy and Hold-Anleger sind in voll ausgesetzt.

Buy and Hold ist keine Schönwetterstrategie für zartbesaitete Wohlfühlanleger. In der Krise zeigt sich, wer die Nerven hat. Aussteigen beim niedrigsten Punkt und wieder einsteigen wenn die Kurse steigen funktioniert nicht.

Gerade Privatanlegern gelingt dieser Balanceakt nachweislich nicht. Nicht dass die Mehrheit der professionellen Anleger besser wäre. Sie steigen zu spät aus und zu spät wieder ein. Unterm Strich entsteht so ein gehöriger Verlust.

Deine Buy and Hold-Strategie muss sich gerade auch in einer Schlechtwetterlage bewähren und diese durchstehen können. Dazu braucht es (a) die richtigen ETFs und (b) das richtige mentale Set-Up bzw. die richtige Asset-Allokation.

Die richtigen ETFs für Buy and Hold

Buy and Hold funktioniert nur, wenn Du breit aufgestellt bist, zum Beispiel mit marktbreiten ETFs die am besten mehrere tausend Einzelwerte enthalten.

Ja. Auch marktbreite ETFs verlieren während einer Krise an Wert. Die Gefahr, dass ein Totalverlust eintritt, ist hier aber einfach sehr gering. Das alle gute 3.000 Einzelwerte im FTSE All-World-Index Pleite gehen, ist doch eher unwahrscheinlich.

Krisen sind Zeiten der Umwälzung. Krisen sind für mich – mehr denn je – kein Zeitpunkt für irgendwelche exotischen Branchen-ETFs oder Einzelaktien. Hier besteht tatsächlich die Gefahr, dass eine Krise eine Branche voll erwischt und nachhaltig dezimiert oder das Geschäftsmodell sogar zerstört.

Natürlich kannst Du in einer Krise durch geschicktes Stock Picking oder Branchen-Selektion einen riesigen kurzfristigen Gewinn machen. Doch erstens, ist es nicht so leicht, wie es scheint und zweitens, ist das oft nicht nachhaltig.

Bei einem Buy and Hold-Ansatz kommt es nicht auf die Entwicklung Deines Depotwertes in einzelnen Jahre an. Entscheidend ist, dass sich Dein Depot langfristig gut entwickelt. Es ist ein Langstreckenlauf.

Mit einem großen ETF-Dickschiff bist Du hier einfach am besten aufgestellt. Es lässt sich von Wellen und Sturm weniger beeindrucken, wie eine kleine Jolle. Ist der Spuk vorbei und die See beruhigt sich, nimmt es einfach wieder Fahrt auf.

ETFs lassen sich übrigens gut bei Smartbroker besparen

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Das richtige mentale Set-Up bzw. Asset-Allokation für Buy and Hold

Dazu brauchst Du das entsprechende geistige Rüstzeug und die notwendige Regenkleidung, sprich defensive Ausrichtung des Portfolios. Hier ist es essenziell wichtig, dass Du als Anleger Deine eigene Risikotoleranz nicht falsch einschätzt.

Depot-Ausrichtung und Dein mentales Set-Up hängen eng zusammen. Wenn Deine Portfolio-Ausrichtung für Dich zu risikofreudig ist, dann fühlst Du Dich im Crash extrem unwohl.

Natürlich fühlen sich 100% Aktien in einem lang anhaltenden Bullenmarkt richtig an. Du schaust Dir monatlich die Entwicklung Deines Portfolios an und denkst: “Bin ich ein toller Anleger. Alles richtig gemacht!”

Bei einem Crash oder Bärenmarkt kann sich das schnell wandeln. Zweifel machen sich bei Dir breit, ob 100% Aktien wirkliche eine gute Idee waren. Schlimm wird es, wenn Dein Umwelt in dieses Lied einstimmt.

Dein Partner ist vielleicht schockiert, was mit Eurem Gesparten passiert ist. Es hagelt Vorwürfe. Verwandte oder Bekannte stimmen mit ein: “Ich hab’s Dir doch immer gesagt. Mit Aktien verliert man nur Geld.”

Die Aussagen vieler “Börsenexperten” sind auch nicht hilfreich: “Diesmal ist alles anders! Diese Erholung wird sehr lange dauern. Nach Corona wird nichts mehr so sein, wie es früher war.” Ganz egal, ob Finanzpornografie oder öffentlich-rechtliches Programm, der Tenor ist überall der Gleiche.

In so einer Situation, musst Du als Anleger schon sehr gefestigt sein, um die nötige Ruhe zu bewahren. Eine defensive Ausrichtung des Portfolios ist hier für die meisten Anleger sicher das Richtige.

Eine defensive Portfolioausrichtung von 50% Aktien und 50% Anleihen war lange Zeit verpönt. “Anleihen braucht es nicht. Anleihen haben keine Rendite.”, hieß es zuletzt sehr oft.

Hand aufs Herz. Klingen Anleihen aktuell immer noch so unattraktiv. Aktuell würden sich viele wünschen, sie hätten einen substanziellen Anteil Anleihen im Portfolio. Vor allem wenn das Portfolio schon größer ist.

Es gibt keine Zauberformel für die Portfoliozusammenstellung. Wichtig ist aber, dass sie zu Dir passt. Du musst so aufgestellt sein, dass Du auch in einem Crash wie diesem nicht in Versuchung kommst, von Deinem Plan abzuweichen.

Vor Kurzem hatte ich Dir ja ein Portfolio mit mehr als 12.000 Einzelwerten vorgestellt. Es besteht aus 4 ETFs, die Du ab 100€ monatlich (jeweils 25€) kostenfrei besparen kannst. Den Artikel dazu findest Du hier.

Überhaupt ein sehr wichtiger Punkt um die Emotionen im Griff zu behalten: automatisieren. Der Sparplan sollte einfach automatisiert weiter laufen lassen.

Regen Dich die Verluste im Depot zu sehr auf: dann schau bitte nicht ständig ins Portfolio. Wenn Dein Portfolio breit aufgestellt ist, dann ist die Vogel-Strauß-Methode beim Buy and Hold genau das Richtige.

Lasst die Zahlen sprechen – Warum Warten und Nichtstun funktioniert

Warten und Nichtstun ist bei der Geldanlage eine verlässliche Strategie. Buy and Hold funktioniert zuverlässig. Zumindest war das in der Vergangenheit so und für mich gibt es keinen Zweifel, warum das nicht auch in Zukunft so sein sollte.

Was zählt ist die Durchschnittsrendite über die Gesamtlaufzeit der Geldanlage. Kurzfristige Schwankungen, auch wenn sie heftig sind und die Situationen bedrohlich erscheinen, haben langfristig kaum einen Einfluss.

In meinem Artikel zur Sequence of Return, bzw. Renditen-Reihenfolge, kannst Du das sehr schön sehen. Bei einem Sparplan kann eine Situation wie diese, für einen Anleger sogar von Vorteil sein.

Von 1970 bis 2018 brachte der MSCI World laut DFA-Daten durchschnittlich eine Rendite von 7,6% pro Jahr. Doch wie oft kam die Rendite des MSCI World in einem Jahr tatsächlich nah an diesen Wert heran? Fünf Mal.

1971 betrug sie 6,9%, 1979 6,6%, 2004 6,9% und 2017 8,1% pro Jahr. Das Jahr 2006 liegt mit 7,9% am dichtesten dran. In 14 Jahren war die Rendite dabei sogar negativ und das teilweise mit über -20 oder -30%.

1973 mit -27,8% und 1974 mit -32,7% fällt dabei sicher besonders ins Gewicht. Wer 1972 sein Geld anlegte, musste schon bis 1980 warten, bis er wieder im Plus war. Von 2000 bis 2013 war die Durststrecke sicher am Längsten.

Insgesamt gab es zwischen 1970 und 2018 vier 10-Jahreszeiträume, in denen Anleger mit Buy & Hold eine negative Rendite einfuhren. Von 2000 bis 2009 waren da sogar -3,3% möglich.

Doch wer sein Geld mindestens 15 Jahre anlegte, war immer im Plus, auch wenn es von 2000 bis 2014 nur etwa 2,3% pro Jahr waren. Selbst wenn Du die Inflation berücksichtigst, reichte es da noch für ein knappes Plus von 0,8%. Im besten Fall konntest Du Dich dafür aber über 15,8% (1975-1989) freuen.

Wenn Du hingegen alle 20-Jahreszeiträume betrachtest, sieht es schon erheblich besser aus. Hier rangiert die durchschnittliche Jahresrendite zwischen 4,1% (1989-2008) und 16,6% (1908-1999).

Während es immerhin noch sechs 15-Jahreszeiträume gibt, in denen die jährliche Durchschnittsrendite unter 5% liegt, gibt es bei den 20-Jahreszeiträumen mit 1989-2008 nur einen einzigen.

Je länger die Zeiträume, umso besser. Bei den immerhin zwanzig 30-Jahreszeiträumen nähern sich die durchschnittlichen Jahresrenditen den 7,6% pro Jahr von 1970-2018 an. Die Amplitude reicht hier von 10,8% (1975-2004) bis 6,8% (1989-2018).

Du siehst. Selbst wenn der Corona-Crash sich zur lang anhaltenden Rezession mausern sollte – was nicht gewiss ist – stellt er für sehr langfristig orientierte Anleger keine wirkliche Gefahr dar.

Vor allem Anleger, die mittels Sparplan investieren und noch einige Jahr vor sich haben, brauchen sich kaum Sorgen zu machen. Sie profitieren ja sogar eher von den vorübergehend niedrigen Einstiegspreisen.

Wer sein Geld dagegen nur kurzfristig investiert, muss sich schon fragen, warum er zu 100% in Aktien investiert ist. Das war schon immer riskant und das nicht erst jetzt. So etwas widerspricht dann aber auch eklatant der Buy and Hold-Philosophie.

Fazit – Funktioniert Buy and Hold auch in Zeiten der Corona?

Ja. Wenn sich die Zukunft auch nur annähernd so verhält wie die Vergangenheit, sollte Buy and Hold auch in Zeiten der Corona funktionieren. Dabei ist wichtig: kaufen und lange halten ist eben nur in guten Marktphasen leicht.

In Krisenzeiten ist es schwierig, doch gerade dann ist es wichtig durchzuhalten und nicht mit Timing nach Bauchgefühl zu beginnen. Das führt in der Mehrheit der Anleger nur zu schlechten Ergebnissen.

Für Buy and Hold braucht es dann aber die richtigen Finanzinstrumente und das richtige mentale Set-Up in Kombination mit einer Asset-Allokation, die zur eigenen Risikotoleranz passt.

Außerdem benötigst Du Zeit. Schnelle Erfolge sind mit Buy and Hold zwar nicht ausgeschlossen, können aber eben nicht erwartet werden. Selbst mit einem Anlagehorizont von 10 Jahren besteht hier noch ein gewisses Risiko, insbesondere bei einer Einmalanlage.

Bis Verluste wieder aufgeholt sind, kann es halt dauern. Ein Anlagehorizont von 15 Jahren scheint okay zu sein. Deutlich besser sind aber 20-30 Jahre. Wenn die Strategie solange durchgehalten wird, bleibt wohl auch von der Corona-Krise nicht viel mehr zurück, als eine vorübergehende Delle in der Langfrist-Chart.

Wenn nur das Wörtchen “wenn” nicht wäre…

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